Erfahrungsbericht_Wingfoilen:Sven

Wingfoiling: Vom Einstieg bis zu den ersten anspruchsvollen Manövern – ein Erfahrungsbericht

Als langjähriger Wassersportler (Windsurfern, Wellenreiten, SUPen) war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ein Freund hatte mich eine Stunde lang an einen Kite gehängt. Nach dieser Erfahrung dachte ich mir: “Ich brauch meine eignen Kite-Sachen, damit ich das lerne.” Also kaufte ich mir im November 2019 mein erstes Kite-Set und wollte mir nun mit der Hilfe des Freundes das Kiten beibringen.

Doch dann sah ich das erste Video in dem Kai Lenny auf Hawaii mit Wing und Foil unterwegs war. Ich wusste sofort, das ist es! Ich hatte zwar keinerlei Foil-Erfahrung, aber egal.

Eines der ersten Video zum Wingfoilen: Kai Lenny auf Hawaii mit Wing und Foil unterwegs

Ende Dezember 2019 kam dann der Anruf von einem anderen Freund: Ich hab mir für eine Woche ein Wing-Foil-Set geliehen. Hast du Bock es mit auszuprobieren? Natürlich!!!

Bei der zweiten Session flog ich meine ersten 30 Meter übers Wasser. Ich war infiziert!

Ich verkaufte meine Kite-Sachen wieder, ohne sie einziges mal benutzt zu haben und bestellte mir im Anfang Februar 2020 mein erstes Wing-Foil-Set bei Gong:

  • Board: Gong Zuma 6‘3“ 105 l
  • Foil: Gong Allvator XL 2100 cm²
  • Wing: Gong Plus 5 m²

Zeitgleich mit mir bestellte auch Bernd (Mitbegründer von Wingpassion.de) ein Set bei Gong, nur das sein Board 120 l hatte. Das war mein Glück, denn durch Corona sollten meine Sachen erst Mitte April ankommen. Da Bernd aber ein anderes Board bestellte hatte, kamen seine Sachen viel früher. Im März fingen wir mit dem Wingfoilen an, dabei teilten wir uns netterweise die Sachen. Von Laboe bis zum Selenter See machten wir nun die Spots unsicher. Denn mit der Kontrolle war es am Anfang nicht so weit her.

Sven bei einem der ersten Wing-Foil-Versuche im Frühjahr 2020

Bernd crashte bei einer Solosession so unglücklich mit dem Board und sich selber auf den Wing, dass die Fronttube platzte. Also musste der Wing erstmal in die Reparatur. Ungeduldig warteten wir beide, dass der Wing endlich wieder heile war.

Gleich in der nächsten Session war ich dann dran die Wing kaputt zu machen. Bei meinem ersten Schlag stürzte ich, da die Leash sich ums Foil gewickelt hatte, kenterte das Board durch und das Foil fiel auf den Wing und schnitt das Tuch auf. Zwei große Risse zierten nun den Wing. Das war’s dann schon wieder. Also gleich wieder zur Reparatur. Es war mir unglaublich unangenehm. Aber Bernd nahm es sehr locker. Er ist halt ein echter Wingman.

Einen der wichtigsten Tipps um Materialbruch zu vermeiden findet Ihr hier.

Bei einer der nächsten Sessions auf dem Dobersdorfer See (Surfen ist hier verboten. Das wurde uns aber erst danach mitgeteilt. :)) hat es dann endlich klick gemacht und der Flug übers Wasser gelang uns beiden kontrolliert und sicher. Voller Euphorie probierte ich mich dann gleich an der gefoilten Halse und stürzte natürlich. Unglücklicherweise blieb ich mit dem linken Ringfinger an der Fronttube hängen mit dem Ergebnis, dass der Finger gebrochen war. Das bedeutete acht Wochen Pause für mich, denn mit einem Gips ließ es sich leider schlecht wingfoilen.

Während meiner Genesungsphase kamen dann auch endlich meine Sachen aus Frankreich an. Da mir der Flug ja nun kontrolliert gelungen war, montierte ich gleich Schlaufen auf mein neues Board. Meine erste Session nach dem Bruch sollte nun also das erste Mal mit Schlaufen stattfinden. Wider erwartend hob ich gleich kontrolliert ab und flog sicher übers Wasser. Die Schlaufen waren ein voller Erfolg.

Hier gibt es Tipps zu Thema Schlaufen am Anfang.

Wing-Foilen – das erste Mal mit Schlaufen

Über den Rest des Frühjahrs und den Sommer feilte ich an meiner Halsen- und Wendentechnik und dem Fahren im switch stand. Damit einhergehend wurden die Wellen auf der Ostsee auch interessant und ich entdeckte so langsam das Potential von Wingfoilen in der Welle. Sogar eine kleine Ostwelle kann einen schon ohne die Power des Wings ordentlich schieben. Man kann jetzt richtig Wellenreiten auf der Ostsee.

Zwischenzeitlich kaufte ich mir noch einen neuen 80 cm Mast fürs Foil. Dies half vor allem bei kabbeligen Bedingungen die unkontrollierten Ausbrüche des Foils zu minimieren. Im Nachhinein betrachtet hätte ich auch gleich mit einem so langen Mast anfangen können.

Durch das Wingfoilen haben sich meine Tage auf dem Wasser locker verdoppelt. An Tagen an denen ich früher nicht mal ans Windsurfen gedacht habe (mein größtes Windsurf-Segel hat 5.3 m²), war ich jetzt mit den Wing-Sachen auf dem Wasser. Jede sommerliche Ostwindthermik wurde mitgenommen und Bedingungen mit einem halben Meter Welle wurden auf einmal super reizvoll.

Eines der Highlights des Jahres war dann eine Session Mitte September in Dänemark. Ein Freund hatte mich eingeladen, die Leihmaterialien mit ihm auszuprobieren. Auch Bernd war dabei. Bei 1 bis 1,5 m Welle haben wir zeitgleich verstanden, wie man mit Wing-Foil-Material richtige Wellen abreiten kann. Wir holten uns die Wellen als Dünungswellen ab, nahmen den Wing runter und ritten sie bis zum Weißwasser ab. Dann eine Halse und Abfahrt nach draußen. Der Hammer! Nichts geht über eine Session mit Freunden.

Anfang Herbst entdeckte dann auch meine Frau die Wingfoilerei für sich und wir kriegten uns in die Haare, wer denn nun mit den Sachen aufs Wasser darf. Ein willkommener Anlass sich noch ein Set zu kaufen. Ich hatte mir schon länger überlegt, mir ein kleineres Board und Foil zuzulegen. Also bestellte ich mir im November ein neues Set bei Gong.

  • Board: Gong Lemon 4‘10“ 85l
  • Foil: Gong Allvator Curve LT 1450 cm², Mast 90 cm
  • Wing: Gong Pulse 5 m²
Das damals neue Gong Lemon mit 80er Mast

Wir haben natürlich auch die entsprechenden Reviews zum Gong-Board und Gong-Foil geschrieben.

An das kurze Board habe ich mich relativ schnell gewöhnt. Für das Foil habe ich ein paar Sessions mehr gebraucht, da es im Vergleich zum alten, großen Foil etwas filigraner bewegt werden will. Dies habe ich vor allem beim Anpumpen gemerkt. Der Widerstand ist viel kleiner als beim großen und man „tritt es schneller durch“, so dass man mit dem Brett wieder auf dem Wasser landet. Inzwischen habe ich mich aber eingefuchst und es hat mein Foilen nochmals vorangebracht. Der höhere Speed hilft enorm auf der Welle und in Manövern.

Mittlerweile kriege ich auch carved 360er, air jibe und Sprünge hin. Ich übe gerade im Sitzen zu foilen, back fahren und gesprungene 360er. Das hätte ich am Anfang nie gedacht.

Wingfoilen für Fortgeschrittene: Sven bei einem seiner Sprünge im Winter 2020/21

Ich überlege jetzt, mir endlich einen Wing mit 4 m² zu kaufen, damit ich auch bei mehr Wind wingfoilen kann.

Fazit: Wingfoilen hat mir echt sehr gut durch das Corona Jahr 2020 geholfen. Ich konnte meine Tage auf dem Wasser locker verdoppeln. Ab vier Windstärken geht es jetzt los. Ich habe dadurch neue Spots direkt bei mir in der Nähe entdeckt und die Ostsee hat auf einmal wieder einen ganz anderen Reiz bekommen. Das Potential auf der Welle, vor allem auf der kleinen Windwelle, ist unglaublich.

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