Den Wind verstehen

Wind- und Fahrtrichtung – Wohin kann ich fahren?

Als Einsteiger fragen sich manche: In welche Richtung kann ich eigentlich fahren? Das geht doch bestimmt nur in die gleiche Richtung, in die der Wind bläst, oder?

Tatsache ist: Du kannst in fast alle Richtungen fahren, nur nicht direkt gegen den Wind! 🙂

Der Wind gibt die Richtung vor und stellt die zentrale Orientierungsgröße dar. Dabei spielt die Himmelsrichtung erst einmal keine Rolle. Wir müssen also niemandem sagen können, ob der Wind aus Nord, Süd, Ost oder West kommt. Aber, wir müssen die Windrichtung kennen!


Wie entsteht eigentlich Wind?

Mal weht er stark, mal weht er nicht so stark und manchmal ist er weg. Für Windwassersportler ist daher die Frage interessant, wie der Wind eigentlich entsteht?

Verursacherin ist in jedem Fall die Sonne. Sie erwärmt die Luft an unterschiedlichen Ort unterschiedlich stark. Der Ausgleich zwischen den unterschiedlich stark erwärmten Luftmassen erzeugt den Wind.

So wird die Luft zum Beispiel über dem Land intensiver und schneller erwärmt als über dem Meer. An den Küsten lässt sich deshalb an warmen Tagen tagsüber ein auflandiger Seewind beobachten. Am Abend kehrt sich dieser um, weil die Luft über dem Wasser dann wärmer ist, als die Luft an Land (Landwind).

Auch der Winkel, in welchem das Sonnenlicht einfällt, spielt eine Rolle: Je senkrechter das Licht auf die Erde trifft, desto stärker erwärmt sich die Luft. Am Äquator steht die Sonne fast senkrecht. Die Luft wird dort entsprechend stärker erwärmt als in anderen Breitengraden. Demgegenüber steht die Sonne an den Polen sehr niedrig und die Luft erwärmt sich dort weniger.

Die erwärmte Luft dehnt sich naturgemäß aus und steigt nach oben. Dort kühlt sie sich wieder ab und sinkt nach unten. Dies verursacht die Luftbewegung, auch weil die unterschiedlich erwärmte Luft einen unterschiedlichen Druck aufweist. Kalte, herabsinkende Luft hat einen höheren Druck als die aufsteigende Warmluft. So entsteht ein Hochdruckgebiet. Steigt warme Luft auf, verringert sich der Druck und es entsteht ein Tiefdruckgebiet.

Man könnte nun meinen, der Wind muss immer vom Äquator in Richtung der Pole wehen. Dies wird aber durch die Erdrotation verhindert, weil durch sie auch die strömende Luft in eine Drehbewegung gerät. Dadurch driftet die warme Luft regelmäßig Richtung Osten ab. Es entstehen bekannte Windsysteme wie zum Beispiel die Passatwinde oder der Indische Monsun.

Auch die Form der Erdoberfläche, insbesondere Gebirge, Täler und Seen sorgen für eine Ablenkung der Luftmassen sowie regional bedingte thermische Strömungen, welche unterschiedliche Winde in Stärke und Richtung erzeugen. Der Wind entsteht also, weil sich die Luft immer von Hoch- zu Tiefdruckgebieten bewegt – im Kleinen wie im Großen.


Windrichtung – Lee und Luv

Wichtig ist zu wissen, wo der Wind herkommt. Dafür kannst du Zeichen an Land nutzen. Besonders Fahnen oder Flaggen im Wind geben eine recht eindeutige Orientierung für die Windrichtung. Daraus kannst du ableiten, wo Luv und Lee sich befinden:

  • Lee ist die dem Wind abgewandte Seite, auch Downwind-Seite genannt. Beim Wingen ist es automatisch die Seite, in die der Wing weht, wenn man ihn an der vorderen Schlaufe der Fronttube (Neutral-Handle) hält.
  • Luv ist die dem Wind zugewandte Seite also die Richtung, aus der der Wind kommt. Sie wird auch Upwind-Seite genannt.

Wahrer Wind versus scheinbarer Wind 

Wenn wir uns auf dem Wing- oder SUPBoard befinden und Fahrt aufnehmen, verändert sich der von uns wahrgenommene Wind in Stärke und Richtung. Und zwar deshalb, weil nun der Fahrtwind (oder Gegenwind) hinzu kommt.

Im Ergebnis wird der wahre Wind, der auch als atmosphärischer Wind bezeichnet wird, aus unserer Perspektive verändert. Es wirkt der sogenannte relative Wind, der auch als scheinbarer Wind bezeichnet wird.

Der relative Wind setzt sich aus den beiden Windströmungen wahrer Wind und Fahrtwind zusammen. In Abhängigkeit von der Fahrtrichtung und -geschwindigkeit in Relation zum wahren Wind ist er unterschiedlich stark beeiflusst und weicht entsprechend mehr oder weniger stark vom wahren Wind ab.

Er kann in Form von resultierenden Kräften einer Vektorzeichnung dargestellt werden. In den nachfolgenden Grafiken sind wahrer Wind, Fahrtwind und resultierender Wind bei den verschiedenen Kursen dargestellt.

Raumwindkurs Wingfoilen
Amwindkurs Wingfoilen
Vorwindkurs Wingfoilen
Halbwindkurs Wingfoilen

Windstärke – Welche Einheiten? Wann kann ich Wingen?

Eine weitere wichtige Frage zum Wind lautet: Wieviel Wind brauche ich? Ab wieviel Wind kann ich Wing-Surfen bzw. Wing-Foilen gehen?

Verwirrend sind dabei oft die vielen unterschiedlichen Angaben von Windstärke und Windgeschwindigkeit: Beaufort (Bft), Knoten (kn), Kilometer pro Stunde (Km/h), Meter pro Sekunde (m/s).

Um die Stärke des Windes einteilen und unterscheiden zu können, nutzt man unter anderem die Beaufortskala. Sie ist benannt nach ihrem Urheber, Herrn Beaufort. Er hat sich vor einiger Zeit Gedanken darüber gemacht, wie man die Windstärke in der freien Natur in etwa abschätzen kann und eine Zuordnung erstellt. Dies sind die Windstärken in Beaufort (bft). Ausgehend von der Einteilung nach Beaufort (Bft) sind in der folgenden Tabelle die Windgeschwindigkeiten in kn, Km/h sowie m/s aufgeführt. Ergänzend auch die Beschreibungen der Wind-Wirkung an Land und auf See.

Beschreibung von Windstärke und Windgeschwindigkeiten_s
Beschreibung von Windstärke und Windgeschwindigkeiten

Welche Windstärke bzw,. Windgeschwindigkeit ist nun geeignet für das Wing-Surfen oder Wing-Foilen?
Hier die Anwort: Für das Wing-Surfen bzw. Wing-Foilen sind Windstärke 4 bis 6 zu empfehlen. Das entspricht etwa 11 bis 27 Knoten. Darüber und darunter ist prinzipiell natürlich auch möglich. Es bedarf aber einer ausreichenden Erfahrung und auch entsprechend kleiner oder großer Wings sowie ggf. angepasste Foil-Größen.


Windvorhersage und Windmessung – Woher weiß ich, wieviel Wind da ist oder kommt?

Um nun einschätzen zu können, wie stark der Wind ist, können wir die Natur und die Umwelt beobachten. Dabei können wir uns an den Zeichen orientieren, die in der nebenstehenden Tabelle beschrieben sind. Das erscheint jedoch eher umständlich und gibt auch nur bedingt Sicherheit.

Einfacher ist es sicher, einen elektromechanischen Windmesser, auch Anemometer genannt, zu nutzen. Damit kann man die Windgeschwindigkeit sehr leicht und recht einfach an Ort und Stelle messen.

Für die Planung deiner Wingsurf-Sessions helfen darüber hinaus natürlich Wettervorhersagen. Auf spezialisierten Internetseiten gibt es ausführliche und inzwischen recht genaue Vorhersagen, die bis auf einzelne Standorte herunter gebrochen sind. Diese Seiten sind oft auch mit Windmessstationen verbunden, sodass neben der Vorhersage auch der aktuelle Wind minutengenau angezeigt wird. Die zugehörigen Apps für Smartphone und Tablet bieten den Service auch für die Hosentasche an.

windfinder.com verfügt über eine sehr intuitiv zu bedienende Oberfläche. Eine übersichtliche Karte mit Strömungsfilm, zeigt die verfügbaren Spots an. Alternativ kann ein Spot über die Direktsuche gefunden werden. Durch Anklicken kommt man zu den gewünschten umfassenden Wind- und Wetterinformationen. Der Superforecast bringt detailiertere und genauere Infos. Darüber hinaus lassen sich Messwerte, Statistken und gegebenenfalls verfügbare Webcam-Bilder anzeigen.

windy.com präsentiert einen zoombaren Strömungsfilm mit den globalen und lokalen Windströmungen. Neben dem Wind werden auch alle anderen Wetterinformationen, Statistiken und gegebenenfalls Webcam-Bilder angezeigt, inklusive Wellen. Für den ausgewählten Standort kann man sich eine Übersicht in Tabellenform anzeigen lassen. Die Vorhersage ist auf bis zu zehn Tage ausgelegt. Sofern man sich registriert, kann man seine Lieblingsspots speichern und auch einen Windalarm einrichten.

windguru.cz bietet zum ausgewählten Spot oder der Live-Station eine Übersicht in Tabellenform oder als Graph. Durch Anklicken kann unmittelbar zwischen den angezeigten Einheiten, zum Beispiel der Windgeschwindigkeit (kn, km/h, m/s, mph, bft), gewechselt werden. Alternativ können individuelle Modelle oder ein integriertes Vorhersagemodell ausgewählt werden. Neben dem Wind lassen sich auch alle anderen Wetterinformationen, Statistiken und Gezeiten anzeigen. Die Vorhersage ist auf zehn Tage ausgelegt. 

wisuki.com zeigt auf einer Karte sehr übersichtlich die zahlreichen verfügbaren Spots. Wird ein Spot ausgewählt, werden auch die wichtigsten Wetterinformationen zu Alternativspots angezeigt. Neben dem Wind gibt’s auch alle anderen Wetterinformationen sowie Wellen und Gezeiten. Darüber hinaus lassen sich Statistiken und gegebenenfalls vor Ort verfügbare Webcam-Bilder anzeigen. 


Wind & Wing – Welcher Wing passt zu welchem Wind?

Nun wissen wir, bei welcher Windstärke wir grundsätzlich aufs Wasser gehen können. Passt nun aber mein 5m2-Wing für jeden Wind? Oder, wenn ich über mehrere Wings verfüge: Welcher Wing bzw. welche Wing-Größe passt zu welchem Wind?

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an… Und zwar auf dein Gewicht, deine Könnensstufe, die Windstärke sowie weiter Bedingungen wie Welle, Windböen etc. Mit unseren Kalkulatoren kannst du die passende Ausstattung individuell ermitteln.

Folgende allgemeine Richtlinie für Einsteiger bietet eine allgemeine Orientierung:

Ein ca. 75 kg schwerer Einsteiger bei mäßigem Wind sollte nehmen:

  • ca. 110 Liter Wing Foil Board
  • Foil mit 75 cm Mast und 1800 cm2 Fläche
  • 5 qm Wing

Ein schwerer Einsteiger mit >85 kg Körpergewicht bei mäßigem Wind:

  • ca. 130 Liter Wing Foil Board
  • Foil mit 2500 cm2 Fläche oder mehr
  • 6 qm Wing

Die einzelnen Wing-Hersteller geben in der Regel Empfehlungen, welche Quadratmetergröße ihrer Wings für welche Windstärken bzw. Windgeschwindigkeiten ausgelegt oder zu empfehlen sind.

Für einen fortgeschrittenen Fahrer mit ca. 75 kg Körpergewicht können folgende Richtwerte herangezogen werden:

Wing-Größe2 m23 m24 m25 m2
Wind-Range22-35 ktn
6-7 bft
39-61 km/h
20-30 ktn
5-6 bft
29-49 km/h
14-22 ktn
4-5 bft
15-38 km/h
10-17 ktn
3-4 bft
19-28 km/h
Wing-Größen und Windgeschwindigkeiten

Anfänger sollten im Zweifel lieber etwas überpowert fahren und beispielsweise erst ab ca. 14 Knoten mit einem 5er Wing auf’s Wasser gehen.

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