North Nova Light Wind Wing – Test

North hat ergänzend zu dem erfolgreichen Nova, der in den Größen 1.9 bis 7.0 qm erhältlich ist, ein Leichtwind-Modell auf den Markt gebracht: den Nova Light Wind. Laut North soll er der kraftvollste Wing am Markt sein, der dich auch bei leichtestem Wind aufs Foil bringt. Der Wing ist in den Größen 6.0, 7.0 und 8.0 qm erhältlich. Wir konnten das Modell in der Größe 7.0 qm testen.

An Land

Im Lieferumfang befindet sich die bewährte North Tasche aus recyceltem Kunststoff mit Reißverschluss-Kleinteile-Tasche und dem unseres Erachtens sehr vorteilhaften Foil Assist am Tragegurt. Außerdem sind eine Leash sowie ein Reparaturkit enthalten.

Bei der Tasche handelt es sich um eine längliche Schulter-Schlauchtasche mit einer angenehmen Größe. Zum Einpacken wird der Wing parallel zur Mittelstrut zusammengerollt, danach einmal in der Mitte gefaltet und ohne großes Drücke und Pressen in die Tasche geschoben, fertig.

Bei der Leash handelt es sich ebenfalls um die von North bekannte elastische Hand-/Wristleash aus Stoff mit Gummiseele. Der bewährte Einhand-Klettverschluss ist fest mit der Leash verbunden und lässt sich gewohnt einfach und sicher bedienen.

Beim Auspacken fällt auf, dass der Wing eine fast runde Form in der Fläche aufweist. Die Trailing-Edge ist optisch abgesetzt und es wirkt fast, als wäre an einen fünf Quadratmeter Wing ein zusätzlicher Streifen angesetzt, der den Wing auf sieben Quadratmeter tunt.

Beim Aufpumpen merkt man schon: Die Struts haben ordentlich Volumen, es geht viel Luft hinein.

Beim Luftkammersystem handelt es sich um ein Zweikammersystem. Front- und Mitteltube sind komplett getrennt, es gibt keine Verbindung. Neben dem gewohnten Ventil an der Fronttube befindet sich ein zweites Ventil an der Mittelstrut. Die Struts werden also getrennt aufgepumpt und abgelassen. Es kann für jede Tube ein separater Druck erzeugt werden.

Nach dem Aufpumpen bestätigt sich in Bezug auf das Flächendesign der erste Eindruck: Der Wing weist für seine Größe eine recht geringe Spannweite auf. Outline wirkt für die Größe sehr kompakt, ist also ziemlich low aspect orientiert. Der Wing wirkt mit der optisch angesetzten/verlängerten Trailing Edge (Windaustrittskante) fast schon kreisrund. Die Wingenden/Tips sind eingebogen, was die Gefahr des „Eindippens“ gerade für kleinere Fahrer deutlich verringern dürfte. Sollte es doch passieren, so bleiben die runden Enden nicht im Wasser „hängen“. Es fällt auf, dass die Trailing Edge im Vergleich zum insgesamt sehr gespannten Tuch weniger „stramm“ wirkt. Dies soll wohl eine bessere, gleichmäßiger (Ab-)Strömung und damit bessere Upwind-Eigenschaften ermöglichen.

Beim Längsschnittdesign/-profil wird eine recht große Tiefe im vorderen Drittel deutlich, was zu einer größeren Windaufnahme und zugleich einen reduzierten Druck in Böen beitragen sollte. Die Mittelstrut ist leicht gebogen, was die Ergonomie der geraden Handles vorteilhaft beeinflussen dürfte.

Das Tuchmaterial besteht aus leichtem Dacron. Die Tip-Enden sind wie auch bei den anderen Nova Wings deutlich verstärkt. Insgesamt finden sich im Vergleich zum normalen Nova aber weniger zusätzliche Verstärkungen an den Struts, was Gewicht sparen dürfte. An der Trailingedge sind herausnehmbare (Segel-)Latten verbaut.

Es sind keine Fenster verbaut, vermutlich um Gewicht zu sparen. An der Mittelstrut befinden sich zwei längere Handles, wie sie von den Nova-Wings bekannt und bewährt sind. Die Griffe verfügen über einen guten Gripp, sind relativ dünn und durchaus handschuhgeeignet. Die Länge der Handles bietet einen breiten Griffbereich und erzeugt fast schon „Boom-Feeling“. Die Frontschlaufe hat eine gute Größe und Position – passend auch für den Einsatz mit Handschuhen. Ohne Handschuhe werden die Knöchel durch das von den Novas bekannte Polster an der Fronttube geschützt.

Insgesamt fühlt sich der Wing trotz der Größe und seines tatsächlichen Gewichts mit 3,69 kg (selbst gewogen) recht leicht an. An der Frontschlaufe gehalten, steht der Wing sehr stabil im Wind.

Auf dem Wasser

Auf dem Wasser merkt man dann doch die Größe. Das Drehen des Wings vor dem Starten erfordert zunächst etwas Bedacht. Sobald das gelungen ist und der Wing sich in der richtigen Position befindet, läuft alles wie gewohnt, nein besser. Nämlich mit dem Unterschied, dass tatsächlich ein erstaunlicher Vortrieb erzeugt wird, obwohl kaum Wind vorhanden ist. Sobald er auch nur leicht angeströmt wird, macht der Light Wind Wing seinem Namen alle Ehre. Er erzeugt einen ordentlichen Lift und Vortrieb, was das Aufstehen unterstützt. 

Im Stehen ist ein Anpumpen leicht möglich. Hier kommt der Vorteil der vergleichsweise geringen Spannweite und des kompakten Designs zum Tragen. Tatsächlich ist das Anpumpen auch erstaunlich effektiv und wir nehmen trotz wenig Wind schnell Fahrt auf. Erst einmal in Fahrt überzeugt der Wing durch einen angenehmen Druckpunkt und ein stabiles Gefühl. Naturgemäß wird keine allzu hohe Geschwindigkeit erzielt. Dennoch fühlt es sich in Relation zur Windgeschwindigkeit einigermaßen schnell an.

In den Manövern ist das Handling bei Leichtwind generell etwas schwieriger. Der Nova Light Wind unterstützt einen aber nach Kräften. Bei Downwind-Manövern hilft definitiv die Tiefe des Profils und der konstante Druckpunkt. Man sollte jedoch wissen was man tut. Die Größe des Wings bringt naturgemäß eine geringere Wendigkeit mit sich. Aufpassen bei der Halse: Nicht schneller werden als der Wind! 🙂 Die Wende gelingt trotz des tiefen Profils erstaunlich gut, wenn denn genug Speed mitgebracht wird.

Das Höhelaufen ist definitiv eine Herausforderung beim „echten“ Leichtwind-Wingen. Der Nova Light Wind unterstützt dies gut. Das Design der Trailingedge dürfte hier gute Unterstützung leisten und die Nachteile durch die große Profiltiefe sowie die doch recht voluminöse Fronttube ein gutes Stück weit ausgleichen. Dennoch kann aber auch North die Gesetze der Physik auch nicht außer Kraft setzen. Die Konzentration auf gezieltes Höhelaufen dürfte zu einer Leichtwind-Session in jedem Fall dazu gehören, will man den „Walk of Shame“ vermeiden.

Hier gibt’s ein paar Eindrücke vom Einsatz auf dem Wasser:

Fazit

Insgesamt ist der Nova Light Wing von North eine großartige Ergänzung des Wing-Quivers für jeden, der Leichtwind liebt – oder damit leben muss. Dieser Wing bringt dich aufs Foil und zum Fliegen, auch wenn der Wind eigentlich nicht reicht!

Nicht jeder braucht alle Größen – einer genügt! Bei dem Preis ab 1.249,- € ist das sicher eine kleine Erleichterung. Leichtere Fahrer um ca. 60 Kg sollten den 6.0 qm wählen, Fahrer mit 70-75 Kg den 7.0 qm und Fahrer mit mehr als 85 Kg den 8.0 qm.

Natürlich kann der Wing nicht alle „Leichtwindprobleme“ allein ausgleichen. Es gilt, diesen mit geeignetem mit Leichtwind-Material zu kombinieren. Es sollte ein möglichst großes Board und großes high-aspect Foil gewählt werden.

Einer entspannten Sonntag-Nachmittag-Session bei leichter Brise steht dann nichts mehr im Weg! 🙂

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