ENSIS JIVE TESTBERICHT 2025

Test – Ensis Jive 86 L Wingfoil-Board

Einleitung

Mit dem Ensis Jive betritt ein sogenanntes Midlength-Board die Bühne des Wingfoilens. Dieses neue Board aus der Schweiz soll die Lücke zwischen kompakten Freestyle-Wingboards und langen Downwind-Racern schließen. Ensis verspricht dabei eine beeindruckende Kombination aus frühem Abheben und hoher Kontrolle. Das Jive richtet sich an Foiler mit Erfahrung bis hin zum Profi-Niveau – entsprechend waren wir gespannt, wie sich im Speziellen die 86-Liter-Version in der Praxis und unserem Test schlägt.

Im Test hatten wir das Jive 86 l bei 14–19 Knoten am Ostsee-Spot Laboe im Einsatz. Geflogen sind wir mit dem Ensis Maniac Infinity ACE Foil (Frontflügel 990) und Wings der Kategorie Freerace (North Mode Pro in 5.5 und 4.8 m²). Natürlich wollten wir herausfinden, ob das Jive 86 hält, was die Daten versprechen: frühes Angleiten auch bei wenig Wind, stabile Gleiteigenschaften und agiles Fahrverhalten für Freeride, Leichtwind und Downwind.


An Land

Schon auf den ersten Blick fällt der besondere Shape des Ensis Jive ins Auge. Mit etwa 175 cm (5’9’’) Länge und 56 cm (22’’) Breite bei 86 L Volumen ist es deutlich länger und schmaler geschnitten als klassische Wingboards dieser Größenklasse. Die gestreckte Outline der Midlength Boards bringt eine verlängerte Wasserlinie, die im Wasser für mehr Gleiten und Speed sorgt. Trotz der Länge wirkt das Board nicht klobig – im Gegenteil: Ensis hat das Volumen klug verteilt, vor allem zentral, um das Schwunggewicht gering zu halten. Das Jive fühlt sich dadurch in der Hand erstaunlich kompakt und leicht an. Kein Wunder: Laut Hersteller wiegt die 86L-Version nur rund 5,5 kg – dank hochwertiger Carbon-Sandwich-Bauweise. Unser Testmodell haben wir mit 5,7 kg gewogen. Die Carbon-Konstruktion verleiht dem Board nicht nur ein geringes Gewicht, sondern auch Robustheit für den harten Einsatz.

Ausstattungsseitig erfüllt Ensis hohe Ansprüche. Alle Jive-Modelle kommen mit verschiedenen Fußschlaufen-Inserts, sodass man zwei Front-Schlaufen (oder eine zentrale) und eine Heck-Schlaufe montieren kann . Praktisch ist der integrierte Tragegriff an der Unterseite, mit dem sich das Board auch mit montiertem Foil bequem transportieren lässt. Die Foilaufnahme besteht aus dem gängigen Doppel-US-Box-Schienen-System, in das unser Ensis-Foil problemlos passte – auch Foils anderer Hersteller mit Standard-Platte sind kompatibel. Am Heck findet sich ein verstärkter Leash-Plug für die Board-Leash. Die Oberseite ist vollflächig mit einem rutschfesten Deckpad versehen (inklusive Kicktail an der hinteren Kante für mehr Halt beim Pumpen). Auffällig ist zudem der abgesenkte Standbereich im vorderen Teil des Decks: Die Standfläche ist etwas tiefer eingelassen und liegt parallel zur Foil-Schiene. Diese Decksenke hat im Stand einen spürbaren Effekt – man steht sicher und näher am Foil, was den Schwerpunkt senkt und die Kontrolle verbessert. Insgesamt hinterlässt das Jive 86 an Land einen hochwertigen Eindruck: Top-Verarbeitung, intelligentes Design und durchdachte Features lassen auf ebenso überzeugende Wasser-Qualitäten schließen.


Im Wasser

Starten

Auf dem Wasser zeigt das Ensis Jive 86 rasch, dass die Schweizer Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht haben. Beim Start aus dem Knien und Hocken wirkt das Board trotz der schmaleren Silhouette sehr stabil – das Volumen von 86 Litern, konzentriert unter dem Fahrer, bietet genügend Auftrieb für einen fortgeschrittenen Fahrer (~80 kg) und lässt einen sicher stehen . Das Board liegt etwas tiefer im Wasser, da die Rails im Mittelschiff schlank gehalten sind, was die Kippstabilität sogar erhöht. Schon ein paar Anpumpzüge mit dem Wing oder eine Windböe genügen, um das Jive auf Geschwindigkeit zu bringen: Die lange Wasserlinie und der flache Rumpf ermöglichen effizientes Angleiten selbst ohne Foil-Lift.

Frühes Abheben ist eine der Paradedisziplinen des Jive. In unserem Test konnten wir bereits ab ca. 14 Knoten mit dem 5.5er Wing genügend Fahrt aufnehmen und das Board mit minimalem Aufwand aufs Foil bringen – ein erstaunlich niedriger Bereich für ein 86L-Board. Hier zahlt sich der lange, schmale Shape mit geringerem Widerstand aus, kombiniert mit dem hydrodynamisch günstigen Nose- und Tail-Design. Ensis selbst verspricht ein müheloses Aufsteigen aufs Foil auch bei wenig Wind, und genau das bestätigt sich: Das Jive hebt schnell und effizient ab, wenn andere noch kämpfen müssen. Der Pin-Tail (schmal zulaufendes Heck) und die scharfen, abfallenden Kanten im Heckbereich sorgen für einen sauberen Wasserabriss – das Board löst sich förmlich vom Wasser, ohne störende Verwirbelungen . Gleichzeitig verhindert der moderate Nose-Rocker, dass die Spitze beim Anpumpen oder in Böen eintaucht. Sollte es doch zu einem Touchdown kommen, erweist sich der diamantförmige Nose-Shape mit ausreichend Scoop als sehr verzeihend: Das Board patscht nicht mit voller Breitseite auf, sondern taucht weich ein und federt schnell wieder hoch, sodass man häufig direkt weiterfoilen kann statt abzubrechen.

Fliegen

Einmal in der Luft, überzeugt das Jive 86 mit einer agilen und spritzigen Fahrweise. Das Handling fühlt sich direkt und kontrolliert an – sicherlich begünstigt durch den abgesenkten Standbereich parallel zum Foil, der für eine direkte Kraftübertragung sorgt. In den Manövern, ob Halsen oder engere Wenden, bleibt das Board erstaunlich wendig, fast als stünde man auf einem deutlich kleineren Brett. Das Mehr an Länge hinter dem Foilmast macht sich positiv bemerkbar: Das Heck bietet stabilen Support beim Pumpen zwischen den Wellen und beim Beschleunigen nach Manövern. Durch das reduzierte Schwunggewicht (die Masse ist näher am Fahrer konzentriert) gelingen auch schnelle Turns sehr präzise. Wir hatten nie das Gefühl, ein “langes” Board um die Kurve wuchten zu müssen – im Gegenteil, das Jive reagiert flink auf Gewichtsverlagerungen. Besonders das Carving macht Spaß: Dank der großzügigen und zugleich abgesenkten Standfläche bis an die Kanten kann man die Füße weit außen positionieren und ordentlich Druck auf die Rails geben. So zieht das Jive auch bei höherem Tempo kraftvolle, kontrollierte Kurven und bleibt dabei stabil unter den Füßen.

In unseren Testbedingungen mit moderaten Ostsee-Chop zeigte das Board zudem eine angenehme Laufruhe. Die schmalere Breite schneidet sauber durch kabbeliges Wasser, anstatt hart aufzusetzen. Bei 19 Knoten mit dem 4.8er Wing wurde das Setup richtig flott – hier spielte das Jive seine Freerace-Qualitäten aus. Das Board bleibt auch bei Speed sicher kontrollierbar, kein Flattern oder Nervosität. Durch die schlanke Bauform kann man tendenziell kleinere Wings oder Foils fahren, ohne dass das frühe Abheben leidet – genau das hatte Ensis versprochen („Im Vergleich zu traditionellen Shapes kannst du bei gleichen Bedingungen einen kleineren Wing oder ein kleineres Foil verwenden“ ) und in der Praxis fühlt es sich bestätigt an.

Springen

Natürlich gibt es physikalische Grenzen: Im Vergleich zu einem sehr kompakten Board spürt man beim Springen minimal die zusätzliche Länge, die etwas Trägheit mitbringt. Extrem radikale Freestyle-Tricks wie Spins in der Luft gelingen mit einem kürzeren Board eventuell leichter. Doch normale Sprünge sind mit dem Jive ebenfalls problemlos – die leichte Bauweise hilft, das Brett in der Luft handlich zu halten. Insgesamt überwiegen die Vorteile des Designs klar: Das Ensis Jive 86 kombiniert frühes Gleiten, Stabilität und Agilität auf beeindruckende Weise und zaubert dem Fahrer dadurch schnell ein Grinsen ins Gesicht.


Zielgruppe

Für wen ist das Ensis Jive 86 L das richtige Board? Laut Ensis wurde die Jive-Reihe für fortgeschrittene Fahrer bis Profis entwickelt . Das merkt man dem Board an – es ist nicht als Einsteiger-Board gedacht. Weniger geübte Wingfoiler könnten mit der schmaleren Silhouette anfangs überfordert sein, vor allem beim Balancehalten im Stillstand. Im Zweifel sollten noch etwas unsichere Rider eine Nummer größer wählen, dann gibt es mit Sicherheit ausreichend Stabilität. Wer schon sicher foilen kann und vielleicht von einem breiteren Anfängerboard kommt, findet im Jive auf jeden Fall einen logischen nächsten Schritt, um die eigenen Skills und das Fahrgefühl auf ein neues Level zu heben.

Das 86 L-Modell im Speziellen eignet sich für ein Fahrergewicht bis etwa 90–95 kg (je nach Könnensstufe) . Leichtere Rider unter ~75 kg könnten bereits zum 72-Liter-Modell greifen, während schwerere Fahrer um 100 kg eher das 100-Liter-Modell wählen sollten, um ausreichend Auftrieb zu haben. Grundsätzlich ist das Jive 86 ideal für Fahrer um ~70–85 kg, die ein Allround-Performance-Board für mittelstarken Wind und Leichtwind suchen.


Einsatzbereich

In Sachen Einsatzbereich deckt das Jive 86 ein breites Spektrum ab: Sein Steckenpferd ist der Leichtwind und das Freeriden. Dank des effizienten Shapes kann man bei weniger Wind foilen, während andere noch am Ufer stehen. Für Freeride-Cruiser bietet es genau die Mischung aus Stabilität und Wendigkeit, um entspannt lange Schläge zu fahren, aber auch mal sportlich zu carven. Downwind-Foiler werden angesprochen durch die lange Wasserlinie und das leichte Handling in der Welle – insbesondere auf Binnenseen oder kleinen Ostsee-Wellen gleitet das Board hervorragend und fängt kleine Wellen sauber ein. Ensis bewirbt das Board ausdrücklich auch fürs Parawingen und Downwindern, was wir nachvollziehen können: Wer mit einem speziellen Parawing-Schirm downwind cruisen will, profitiert vom frühen Lift und der Kontrolle, um sicher auf dem Foil die Wellen abzubreiten.

Auch für Racing-ambitionierte Wingfoiler könnte das Jive 86 interessant sein. Die hohe Endgeschwindigkeit und das stabile Fahrverhalten bei Top-Speed machen es zu einem potenten Kandidaten für lange Up- und Downwind-Race-Kurse oder Marathon-Distanzen. Mit einem kleineren, schnellen Foil kombiniert, kann man das letzte Quäntchen Speed herauskitzeln – und der Pin-Tail unterstützt effizientes Pumpen, falls mal ein Windloch überbrückt werden muss.

Nicht ganz das Zuhause des Jive 86 ist dagegen das reine Wellenabreiten in der Brandung. Zwar lässt es sich auch in kleineren Wellen gut steuern und zeigt dank der abgerundeten vorderen Rails weiche Touchdowns, doch bei stärkerem Wellengang oder sehr engen Turns stößt ein 86-Liter-Board naturgemäß an Grenzen. Hierfür hat Ensis die 46-Liter-Version im Programm, die speziell auf das Prone/Wave-Foilen optimiert ist . Das Jive 86 versteht sich vielmehr als Crossover-Board für Wingfoiler, die überwiegend flachere Gewässer, Binnenseen oder offene See mit Chop und gelegentlichen kleinen Wellen befahren – und dabei nicht auf Performance verzichten wollen.


Fazit

Ensis ist mit dem Jive 86 L ein großer Wurf gelungen. Das Board vereint Eigenschaften, die sich auf den ersten Blick widersprechen: Es ist schnell und früh auf dem Foil, gleichzeitig aber stabil und kontrolliert in Turns. Möglich macht das der durchdachte Midlength-Shape – die Kombination aus schmaler, langer Outline, zentralem Volumen und cleveren Details wie Pintail und abgesenktem Deck. Im Ergebnis fühlt sich das Jive 86 auf dem Wasser kleiner an, als es ist. Zugleich bietet es aber den Komfort und die Gleitleistung eines größeren Boards. Gerade bei wenig Wind spielt es seine Stärken voll aus. Es lässt einen foilen, wenn andere noch paddeln. Auch im Bereich Freeride und Carving überzeugt es mit Agilität und direktem Fahrgefühl.

Natürlich bleibt das Jive ein Performance-Board: Ein absoluter Anfänger wäre damit überfordert, aber für fortgeschrittene Wingfoiler eröffnet es neue Möglichkeiten. Wer bereits sicher auf dem Foil steht und ein leichteres, effizienteres Board sucht, um früher abzuheben und weiter zu kommen, liegt hier richtig. Ebenso werden Ambitionierte und Profis ihre Freude daran haben, sei es beim schnellen Heizen über den Fjord, ausgedehnten Downwind-Abenteuern oder einfach beim täglichen Feierabend-Cruise, wo man mit minimalem Kraftaufwand ins Fliegen kommt.

Unterm Strich begeisterte uns das Ensis Jive 86 im Test durch seine gelungene Mischung aus Frühstarthilfe, Kontrolle und Wendigkeit. Es hält, was die Entwickler versprechen, und bereichert die Boardpalette um ein vielseitiges Konzept. Ein Board, das in vielen Bedingungen eine starke Figur macht – und damit perfekt zu Wingfoilern passt, die auf der Suche nach einem leistungsstarken Allrounder für Lightwind bis Mittelwind sind. Kurz gesagt: Das Jive 86 L macht das Wingfoilen noch ein Stück effizienter und spaßiger – und dürfte so manchen fortgeschrittenen Fahrer zum begeisterten Midlength-Fan werden lassen.


Jetzt im Wingpassion Shop

Und weil wir so begeistert davon sind, ist das Board natürlich auch im Wingpassion Shop erhältlich.

ENSIS Jive mit 86L
Das ENSIS Jive mit 86L

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