Jelena Duwe ist die erste Deutsche Meisterin im Wingfoilen. Mehr ist über Jelena bei Google nicht herauszufinden. Auch in den sozialen Medien sucht man sie vergeblich, denn Jelena hat keinen Account bei Insta oder Facebook oder sonst einem Netzwerk. Eine Seltenheit in der heutigen Zeit aber nicht unsympathisch. Wir haben es trotzdem geschafft, uns mit ihr zu unterhalten.
Wie so viele gute Fahrer*innen ist Jelena auch an der Ostsee zu Hause und hat somit den Strand direkt vor der Haustür. Angefangen mit dem Wingfoilen hat sie im April 2020. Über Freunde hatten sich Jelena und ihr Mann gebraucht ein Board mit 95 l, ein 2100 cm² Foil und drei Wings in 4, 5 und 6 m² besorgt. Anfangs haben sie sich das Material geteilt. „Die erste Session war bei Eiseskälte, aber ich war sofort infiziert.“
2007 hat Jelena mit dem Kiten angefangen und hat sich dabei klassisch vom Twintip zum Wellenreiter „hochgearbeitet“. Seit 2016 ist sie auch beim Kiten mit dem Foil unterwegs, von daher ging die Lernkurve beim Wingen gleich steil nach oben. „Die klassischen Rodeoritte hatte ich bereits beim Kitefoilen hinter mich gebracht (lacht).“
Ihr Tipp für den Anfang: „Das Board sollte nicht zu klein gewählt werden. Köpergewicht plus 20 l sollten es mindestens sein. Was mir super geholfen hat, waren Trockenübungen mit dem Wing am Strand. So sind die Bewegungsabläufe auf dem Wasser viel vertrauter.“
Das Faszinierende am Wingfoilen ist für die 33-jährige die Kombination aus dem Direkten ohne Leinen und der Einfachheit des Materials. „Man spürt die Power direkt in den Händen.“ „Auch reizt mich die neue Herausforderung gepaart mit den enormen Fortschritten, die man macht.“ Das schöne ist für Jelena die noch relativ kleine Community und deren positive Stimmung. „Wingen ist die Vereinigung von Kiten und Windsurfen und bringt die oft getrennten Lager wieder zusammen.“ „Das Entdecken neuer Spots und neuer Bedingungen ist einfach toll.“
Auf die Frage hin, woran es liegen könnte, dass noch relativ wenig Frauen beim Wingfoilen dabei sind, berichtet Jelena: „Am Anfang war ich abgeschreckt, weil ich dachte, dass man enorm viel Kraft braucht, da man ja alles in den Händen hat. Dann habe ich ein Video mit zierlichen Mädels beim Wingen gesehen und hab mir gedacht: das kann ich auch. Also los!
Vielleicht hält auch einige die Schlepperei des ganzen Materials an den Strand davon ab. Natürlich ist Wingfoilen, vor allem am Anfang anstrengend und man braucht Biss, aber es macht auch einfach unheimlich viel Spaß. Ich gehe fest davon aus, dass wir in der Zukunft immer mehr Mädels am Strand sehen werden.“
Momentan ist die Blekendorferin mit einem 60 l Board und einem 1350 cm² Foil mit 82er Mast unterwegs. Genau mit dieser Kombi ist sie auch bei der DM mitgefahren. „Ich habe mich spontan eine Woche vorher angemeldet und nie damit gerechnet, dass ich gewinne.“ 2016 ist Jelena bei den Kite Masters in Sankt Peterording im Kitefoilen gestartet. Das war aber bis jetzt auch ihre einzige Wettkampferfahrung. „Beim Wingfoil-Race war der Wind echt grenzwertig wenig. Hier konnte ich ein wenig von meiner Taktikerfahrung profitieren. Beim Freestyle wurde Variation vor immer den gleichen Trick gewertet. Ich habe dann einfach alles gezeigt, was ich kann und am Ende hat es für den Titel gereicht.“
Dieser Erfolg ist natürlich nicht unentdeckt geblieben, denn inzwischen ist Jelena Teil vom Slingshot Team.
Gefragt nach den Lieblingsbedingungen gibt Jelena an: „Am liebsten fahre ich bei 17 bis 20 kn und ruhig laufender Welle. Das habe ich zwar noch nicht erlebt, aber so stelle ich mir das vor (lacht). Glattes Wasser ist auch super. Man sagt mir nach, dass ich meine Manöver dann ballerinaartig ausführen würde (lacht wieder).“
Zu Jelenas Lieblingsspots gehört ihr Homespot der Sehlendorfer Strand in der Hohwachter Bucht.
Gefragt nach ihrer Meinung zur Spezialisierung des Materials beim Wingen, erzählt sie: „Ich habe nichts Anderes erwartet. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich selber bleibe aber erstmal bei Allrounder Material. Jeder sollte einfach schauen welches Material einem am meisten Freude macht.“
Zum Schluss erzählt Jelena noch, dass dies nicht der erste Artikel über sie mit dem Thema Wingfoilen ist. „Malte von der Wingsurfschule Fehmarn wurde von einer Reporterin der ,Bild der Frau‘ gefragt, ob er nicht eine Frau kennt, die auch wingt. Er hat dann gesagt, er kennt genau eine und zwar mich. So kam es dann zu einer Foto Session im Juni 2020 und ich war kurz darauf in der ,Bild der Frau‘ zu sehen.“ Den Artikel dazu findet ihr hier.
Wir wünschen Jelena für die Zukunft nur das Beste und hoffen, dass sie die Bedingungen mit ruhig laufenden Wellen in Kombination mit Wing und Foil bald erlebt.
Fotos: Daniel Pankoke (F-One Wing), Daniel Duwe (Slingshot Wing)