Enno Oldigs, der Mann hinter Wingfoilshots

Enno Oldigs oder vielleicht besser bekannt als Wingfoilshots auf Instagram, war einer der ersten Interview-Partner hier auf Wingpassion und mit seiner Kamera von Anfang an dabei. Enno ist selbst leidenschaftlicher Wingfoiler und dies merkt man seinen Bilder auch an. Sie fangen die Stimmung und das Gefühl, was wir alle für diesen tollen Sport haben, perfekt ein. Nach fast drei Jahren waren es mehr als an der Zeit und sich mal wieder mit Enno zu unterhalten.

Moin Enno, wie geht es Dir? Ist ja schon wieder ein Weilchen her…

Moin Swen, schön das wir mal wieder zusammen kommen und schnacken. Ist ja schon etwas her seit unserem letzten Gespräch. Wenn ich mir die Bilder vom 1. Teil anschaue (HIER geht’s zum Bericht), dann ist das gefühlt vor Ewigkeiten. Da sind ja noch die DUOTONE Echos und der Erste OZONE Wing drauf, falls sich jemand erinnern kann. Seit dem hat sich ja einiges getan im Wingfoil Bereich, ob es das Material oder die Manöver sind, wing foilen ist einfach mal so durch die Decke gegangen.

Enno, Du bist ja nun mal ein sehr genauer Beobachter des Wingfoil-Geschehens. Was hat sich seit den Anfangszeiten im Vergleich zu heute geändert?

Was einem natürlich schnell auffällt ist, dass es viel voller geworden ist an den Spots und dass der Anteil an Kids enorm gestiegen ist. Durch die schnelle Weiterentwicklung des Materials können nun auch schon die ganz kleinen mit dem Wingfoilen anfangen und uns alten Hasen nach 2 Monaten um die Ohren springen. Für uns natürlich etwas deprimierend, da das Erlernen von neuen Moves doch teilweise länger dauert, oder geht es Dir anders? (lacht)

Gibt es gewisse Trends, die sich herauskristallisiert haben?

Materialtechnisch werden die Foils kleiner und die Boards haben weniger Volumen. Ich kann ja nur von mir sprechen, aber ich fahre momentan ein 4’9er Board mit 65 L Volumen bei 85kg Körpergewicht und dass als One-Board Lösung. Bei den Foils ist es ähnlich, letztes Jahr hatte ich noch ein 1500er qcm Foil für Leichtwind. Dieses Jahr war mein größtes Foil 1250 qcm. Allerdings ist das nur 1x zum Einsatz gekommen. Meine Lieblings Frontflügel sind der 800er und der 1000er Free von Fanatic. Auch bei den Wings wird ja viel ausprobiert. Es kommen verschiedene Materialien beim Tuch zum Einsatz und Aluula ist immer mehr bei den Tubes zu sehen. Ich finde diese Entwicklungen in allen Bereichen sehr interessant und man merkt als Fahrer ja auch die Unterschiede. Mal schauen wie lange noch, irgendwann werden die Entwicklungsschritte sicherlich kleiner und nicht jeder von uns “normalo” Wingern wird jeden Schritt nachvollziehen / fühlen können.

Momentan entsteht ja ein richtiger Hype um die Downwind-Foil-Boards. Konntest du dies auch schon feststellen oder spielt sich das nur in einer kleinen Gruppe ab?

Ganz ehrlich dieser Hype hat mich jetzt noch nicht ganz so erreicht. Klar hört man von dem einen oder anderen, dass ihn das interessiert, aber an mich ist das noch nicht so ran gekommen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich nie ein SUP-Fan war, also bin ich dem Paddel auch eher fremd. Auch Pumpfoilen hat mich noch nicht gecatcht, obwohl das etwas ist, was man natürlich gerade in der Kieler Innenförde gut machen kann. Ich hab es vor zwei Jahren mal kurz probiert, damals noch mit großen Wing-Flügeln, das hat es damals nicht einfacher gemacht. Jetzt mit den speziell entwickelten Pumpfoil-Flügeln ist es vielleicht einfacher geworden. Hoffe ich zumindest. Mal schauen, vielleicht wird das diesen Winter eine Flauten Alternative.

Das habe ich dich zwar schon beim letzten gefragt, aber was machst du als erstes, wenn du an den Spot kommst? Fotografieren oder Wingfoilen?

Das hat sich in der Tat etwas geändert, da auch mein Level des Wingfoilens gestiegen ist. Bei guten Bedingungen gehe ich nun oft auch erst mal selbst für eine kleine Session raus, bevor ich die Kamera raus hole. Meistens hab ich dann aber eine GoPro auf dem Wasser dabei, damit ich wenigstens Videos machen kann, sollte der Wind einschlafen. Dann hab ich am Ende zumindest etwas Material für eine Instagram Story oder Reel.

Wieviel Fotos machst Du im Schnitt pro Woche bzw. wieviel Zeit fließt in die Fotografie?

Schwierige Frage, das hängt ja von mehreren Faktoren ab. Zu allererst natürlich vom Wind, dann wer ist wo und wann auf dem Wasser und wie sind die Lichtverhältnisse.
Ich hab Anfang des Jahres auf eine neue Kamera gewechselt, das hat viele Vorteile (besserer Autofocus, leichterer Body etc.), allerdings kann die auch 40 Bilder pro Sekunde schießen. Da ist man nach einer Session auch schnell mal mit 2000 Fotos dabei. Und dann geht ja die Arbeit erst los: aussortieren und bearbeiten. Natürlich ist da viel Ausschuss dabei, aber Sichten muss man die Bilder ja. Um auf die Frage zurück zu kommen, mein Aufwand bezüglich Wingfoilshots ist seit unserem letzten Gespräch definitiv gestiegen. Ich sitze täglich für Wingfoilshots am Rechner und erstelle Content für Instagram. Ich würde sagen, dass ich mich pro Tag 2-3 Stunden damit beschäftige.

Bearbeitest Du deine Fotos noch nach?

Ja, die Fotos werden schon noch in Adobe Lightroom und dann etwas in der Instagram App bearbeitet. Was früher die Dunkelkammer war, ist heute Lightroom. Das gehört einfach dazu und macht ja auch Spaß. Nur übertreiben sollte man es nicht, da muss man schon etwas aufpassen.

Was sind für Dich die besten Bedingungen, um zu fotografieren?

Am schönsten ist es nach wie vor, wenn das Licht stimmt. Sonne und Wolken da sind, die einen Kontrast bilden. Die Wasserfarbe sollte auch passen. Da ist die Ostsee sicherlich ansprechender als das Wattenmeer in der Nordsee. Schön ist es auch, wenn man einen guten Vordergrund hat oder natürlich einen ansprechenden Hintergrund, das macht so ein Foto gleich viel interessanter.

Welche Perspektiven gefallen Dir am meisten?

Das ändert sich von Zeit zu Zeit, momentan schon die aus dem Wasser heraus. Mal schauen, wie ich das im Winter finde, wenn die Wassertemperatur unter 10 Grad liegt. (lacht)

Ich habe bei Wingfoilshots gesehen, dass Du nun auch immer mehr aus dem Wasser fotografierst. Wie kam es zu diesem Schritt?

Ich hab mir schon vor längerer Zeit ein Wassergehäuse zugelegt, bin aber erst jetzt dazu gekommen, mich da etwas reinzufuchsen. Ich hatte ja erwähnt, dass ich auf ein neues Kamera-Modell umgestiegen bin, leider paßt das nicht in das Wassergehäuse bzw. kann ich die Kamera nicht mit all den Einstellmöglichkeiten bedienen. Die Wassergehäuse sind immer auf die einzelnen Kamera-Bodies abgestimmt. Generell finde ich die Perspektive aus dem Wasser sehr interessant, man ist ja mitten in der Action drin und nicht nur als Beobachter an Land. Ich mußte aber feststellen, dass da auch oft etwas Glück mit reinspielt. Manchmal denkt man, oh jetzt hab ich ein paar gute Bilder und dann waren da doch wieder Wassertropfen, die stören. Es erinnert etwas an die Fotografie in den Zeiten mit Film, wo man erst nach dem entwickeln wußte, was bei raus gekommen ist. Hier ist es ähnlich, erst an Land, wenn die Kamera aus dem Gehäuse hole und mir die Fotos auf dem Bildschirm anschaue, weiß ich, ob was dabei war. Das macht die Sache wieder spannender.

Hast du auch vor in krassen Wellenbedingungen aus dem Wasser zu fotografieren?

Da habe ich mir noch keine Gedanke drüber gemacht, also in Hanstholm zum Beispiel muss ich jetzt nicht zwischen Windsurfern, Kitern und Wingfoilern im Wasser liegen, aber wenn es irgendwo einen guten Spot mit erfahrenen Wingern und großer Welle gibt, warum nicht.

Magst Du uns was über deine Wasserausrüstung erzählen?

Gerne. Ich nutzte ein Aquatech Wassergehäuse und habe einen Dome Port sowie einen Flat Port. Meistens nutze ich den Dome Port, da ich da eine größere Objektiv Auswahl einsetzen kann. Dort rein kommt dann entweder meine alte Canon 5D MK III, die dann voll bedienungsfähig ist oder meine neue Canon R6 MK II, bei der muss ich dann allerdings vorher alles einstellen und kann dann nur auslösen. Leider sind dieses Wassergehäuse sehr teuer und bei uns ist auch kein großer Gebrauchtmarkt, um das “alte” zu verkaufen. Das wäre in den USA oder Australien sicherlich anders.

Kannst du mittlerweile einen Teil deines Lebensunterhalts mit Wingfoilshots bzw. der Fotografie bestreiten?

Ach das wäre schön! Nein, da bin ich lange noch nicht. Allerdings kann ich dadurch mein eigenes Wingfoil Hobby besser finanzieren und etwas in meine Fotoausrüstung investieren.
Auf meinem Wingfoilshots Account sind ja nach wie vor nur Bilder, die ich selber geschossen habe. Ich bin mir ziemlich sicher, wenn ich den Weg einschlagen würde und auch fremden Content reposte, dass sich meine Follower Zahl schnell vergrößern würde und man dann eventuell den Account etwas mehr monetarisieren kann. Aber dann wäre man ein weiterer Wingfoil Account von so vielen…

Auf Wingfoilshots habe ich mitbekommen, dass du beim Jugend-Worldcup auf La Palma warst. War das Zufall oder wurdest du gebucht?

Wir sind zusammen mit den Christahls (Hubert, Wilhelm, Konrad, Biggy & Timo) dorthin und haben vor dem Event dort gemeinsam etwas geurlaubt.

Bei den Youth World Championships habe ich dann als Fotograf das DUOTONE / FANATIC Team begleitet. Es waren 11 Fahrer/Innen aus ganz unterschiedlichen Ländern dabei. Das Event war wirklich bemerkenswert anzuschauen. Malo Guenole oder Chris MacDonald live zu sehen, wie sie sich in die 3. Etage schiessen, um dann einen Front 1440 rauszuhauen, ist schon ein Erlebnis. Der Trip hat sich auf jeden Fall gelohnt und La Palma ist definitiv eine Reise wert!

Was glaubst Du, in welche Richtung wird sich das Wingfoilen noch entwickeln?

Wenn ich das wüßte… dann würde ich es für mich behalten (lacht). Ich hoffe, dass die Materialschlacht etwas weniger wird und man vielleicht mit einem Frontflügel, der einen großen Einsatzbereich hat, auskommt. Eine etwas größere Windrange bei den Wings wäre auch schön. Aber es kommt ja auch darauf an, was man will. Welche Bedingungen man mag und an welchen Spots man raus geht.

Was steht als nächstes Event für Wingfoilshots auf dem Programm?

Wenn die Vorhersage paßt, werde ich mal hoch zum GWA Wingfoil Worldcup nach Hvide Sande vom 03.09.2023 – 09.09.2023 fahren, um dort hoffentlich ordentliche Action-Aufnahmen zu bekommen.

Enno, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg mit Wingfoilshots.

Wer mal richtig schöne Bilder von sich beim Wingfoilen haben möchte, der kann Enno auch für eine individuelle Session buchen. Kontaktmöglichkeiten findet ihr auf Ennos Internetseite wingfoilshots.com .

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