Wing Springen von der Düne

Trockenübungen – der ideale Einstieg ins Wingen und in neue Manöver – Teil 1: Erste Schritte und grundlegende Techniken

Egal ob du gerade einsteigst oder bereits fortgeschritten bist. Im Wassersport und so auch beim Wingfoilen lohnt es sich, die neuen Bewegungsabläufe erst einmal und soweit das möglich ist an Land zu üben. In unserer kleinen Serie geben wir dir ein paar Hinweise, wie das geht und worauf du achten solltest. Im heutigen Teil 1 der Serie geht es um die erforderlichen Bedingungen für das Trockentraining, die ersten Schritte mit dem Wing sowie die grundlegenden Techniken.

Welche Voraussetzungen sollten gegeben sein?

Für die Trockenübungen mit dem Wing solltest du dir zuallererst einen geeigneten Ort aussuchen. Außerdem solltest du auf passende Windverhältnisse achten und natürlich einen geeigneten Wing verwenden.

Geeigneter Ort

Für die Trockenübungen solltest du dir einen sicheren Ort suchen. Dieser sollte genügend Platz bieten. Ein großzügiges Rechteck mit circa 20 Quadratmetern sollte mindestens verfügbar sein. Ideal ist eine Wiese oder ein freier Strand, an dem der Umgang mit Surfmaterial erlaubt ist. An Liegebereichen und auf Spielplätzen ist dies nicht der Fall. Achte auch darauf, dass keine scharfkantigen Gegenstände und auch keine dornigen Büsche in der Nähe sind. Dein Wing ist empfindlich. 🙂

Auch ein Schotter- oder Betonplatz ist nicht so gut geeignet, weil der Wing hier leicht Schaden nehmen kann. Aufgrund seiner Größe ist es gerade am Anfang nicht so leicht, den Wing vom Boden fernzuhalten. Wenn er über den Boden schleift oder auf scharfkantige Steine fällt, bleiben schnell unschöne Spuren zurück.

Optimaler Wind

Damit du bei den Übungen an Land ein möglichst realitätsnahes Gefühl für das Handling des Wings entwickeln kannst, sollte der Wind nicht zu stark sein. Da du dich auf dem Wasser mehr oder weniger mit dem Wind bewegst, ist der Druck im Wing und die gefühlte Windstärke dort geringer. An Land fällt diese „automatische“ Bewegung mit dem Wind weg. Der Druck fällt also deutlich stärker aus.

Auf der anderen Seite trägt der Wind den Wing, weshalb auch zu wenig Wind ungünstig für das Üben an Land ist. Du müsstest den Wing dann selbst nach oben drücken. Zum einen entspricht dies nicht der normalen Situation auf dem Wasser, zum anderen ist dies eine recht unnatürliche Haltung für Arme und Schultern – und daher sehr schnell sehr ermüdend.

Zu empfehlen ist eine Windstärke von 3 bis 4. Das entspricht einer Windgeschwindigkeit von etwa 8 bis maximal 15 Knoten. Schließlich wollen wir noch nicht fliegen!

Passender Wing

Solltest du über eine Auswahl an unterschiedlichen Winggrößen verfügen, so empfehlen wir dir, einen eher kleineren Wing mit circa drei bis vier Quadratmetern und geringerer Spannweite (low aspect) zu verwenden.

Die geeignete Größe des Wings hängt natürlich auch von den Windbedingungen sowie deiner Körpergröße ab. Je schwächer der Wind und je größer du bist, desto größer darf auch der Wing sein.

Erste “Schritte” mit dem Wing

Den Wing aufbauen

Packe den Wing nun aus, und baue (pumpe) ihn auf. Achte auf die Sicherung des Wings gegen Wegfliegen schon beim Aufpumpen. Sichere ihn dann mittels der obligatorischen Leash an deinem Handgelenk oder Bauch.

Nun kannst du mit ein paar grundlegenden Trockenübungen beginnen.

Die Handhabung des Wings ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Auch erfahrene Windsurfer oder Kiter brauchen zumindest eine kleine Umstellung, um sich auf das neue Sportgerät und seine Handhabung einzustellen.

Es lohnt sich wirklich, das Handling zu üben und entsprechend Zeit zu investieren. Je sicherer du mit dem Wing umgehen kannst und je stärker du die Grundhaltungen verinnerlicht hast, desto schneller wirst du nachher Fortschritte auf dem Wasser machen!

Den Wing kennenlernen

Mache dich zunächst mit den Griffen und Haltepositionen vertraut. Die aktuell am Markt erhältlichen Wings verfügen über eine oder mehrere Halteschlaufen an der Fronttube. An der Strut (Mitteltube) sind alternativ ebenfalls Halteschlaufen (z.B. Naish Matador), ein durchgehender Boom (z.B. Ensis Top Spin), ein geteilter Boom (z.B. Vayu VVing) oder starre Griffe (z.B. North Nova) verbaut.

Grundlegende Wingtechniken und “Gespür” entwickeln

Den Wing halten und Auswehen lassen

Stelle dich nun mit dem Rücken zum Wind. Greife deinen Wing mit einer Hand an der Neutral Handle, die sich an der Fronttube befindet, und lasse ihn in dieser neutralen Position im Wind auswehen. Drehe dich nun mit der anderen Schulter leicht in den Wind (nach Luv). Die Hand, die den Wing hält, ist nun die Lee-Hand.

Bewege die Hand ein wenig hin und her. Nimm den Wing danach auch einmal in die andere Hand, und drehe dich entsprechend mit der anderen Schulter in den Wind. Spiele so ein wenig mit Wing und Wind. Automatisch bekommst du mit dieser Übung schon ein Gefühl für die Windrichtung. Übe das Ganze auch im Knien, denn so wirst du später auf dem Board starten (siehe nachfolgende Fotos).

Der Kreuzgriff

Nun ist es Zeit, den sogenannten Kreuzgriff zu üben. Dabei handelt es sich um eine Grifftechnik zur Aufnahme und Angabe des Wings: Wie zuvor beschrieben, greift die Hand in Lee zunächst den Wing an der Neutral Handle (1a und 2a). Danach führt die Lee-Hand den Wing nach oben über den Kopf. Nun greift die Luv-Seiten-Hand die vorderste Handschlaufe an der Strut (Mitteltube). Sollte dein Wing über einen Boom verfügen, greift die Luv-Seiten-Hand an den vorderen Teil des Booms. In jedem Fall sollte die Hand dafür unterhalb des Unterarms der Lee-Hand entlanggeführt werden, sodass sich die beiden Unterarme kreuzen (die bisherige Lee-Hand an der Neutral Handle liegt über der der bisherigen Luv-Seiten-Hand). Dies ist der Kreuzgriff.

Die Ausgangs- oder Normalstellung

Nun wollen wir den Wing in die Ausgangs- oder Normalstellung nehmen. Das ist die Position, in der du den Wing die meiste Zeit halten wirst, wenn du dich mit deinem Board auf dem Wasser befindest.

Um in diese Stellung zu kommen, löst die ursprüngliche Lee-Hand den Kreuzgriff auf. Sie lässt die Neutral Handle los. Die andere Hand führt nun den Wing an der vorderen Schlaufe nach vorn oben, oberhalb des Kopfes. Nun kommt der hintere Bereich der Strut bzw. des Booms in Greifnähe. Die Lee-Hand greift an eine der hinteren Handschlaufen bzw. an den hinteren Bereich des Booms. Sobald beide Hände wieder am Wing sind, wird der vordere Arm noch etwas mehr nach oben und vorne gestreckt. Im Ergebnis hältst du den Wing nun schräg über dem Kopf. Der Wind sollte von schräg vorn kommen.

Dies ist die typische Ausgangs- oder Normalstellung für die Haltung des Wings, wie du sie bei Wingsurfern auf dem Wasser die meiste Zeit beobachten kannst. Die vordere Hand (Luv-Hand) ist dabei die Stützhand. Ihre Aufgabe ist es, den Wing oberhalb des Kopfes zu halten. Die hintere Hand (Lee-Hand) reguliert den Anstellwinkel und damit den Winddruck. Auf dem Wasser steuert sie die Geschwindigkeit und übernimmt quasi die Funktion des Gaspedals. Sie kann daher als Steuerhand bezeichnet werden.

Übe den beschriebenen Bewegungsablauf vom Auswehenlassen über den Kreuzgriff bis in die Ausgangs- oder Normalstellung so oft wie möglich und auf beiden Seiten, indem du die anfängliche Lee-Hand wechselst. Drehe den Bewegungsablauf auch gerne um, sodass du am Ende wieder seitlich im Wind stehst, mit dem auswehenden Wing in der Lee-Hand. Trainiere das Ganze auch im Knien.

Tatsächlich wirst du auf dem Wasser beide Bewegungsabläufe ständig brauchen:

  • Beim Starten bringst du den Wing aus der neutralen Position (kein Wind- druck im Wing) in die Ausgangs- oder Normalstellung.
  • Beim (eleganten) Landen nimmst du den Wing aus der Ausgangs- oder Normalstellung in die neutrale Position.
  • Auch beim Fahren in der Welle (Waveriding) wirst du beide Bewegungen ausführen, weil hier ein ständiger Wechsel zwischen beiden Wingpositionen erforderlich ist.

Hier ist der Bewegungsablauf vom Auswehenlassen in die Ausgangs- oder Normalstellung noch einmal in einzelnen Schritten zusammengefasst:

  1. Stelle dich mit dem Rücken zum Wind (Rücken in Richtung Luv).
  2. Halte den Wing mit der Lee-Hand an der Neutral Handle und lasse ihn auswehen.
  3. Drehe die gegenüberliegende Schulter leicht Richtung Luv in den Wind. 
  4. Führe den Wing mit der Lee-Hand nach oben über den Kopf. 
  5. Greife mit der Luv-Hand unterhalb des Unterarms der Lee-Hand an die vordere Schlaufe (bzw. an den vorde- ren Bereich des Booms) und wechsle so in den Kreuzgriff.
  6. Lass die Neutral Handle los, und führe den Wing mit der anderen Hand an der vorderen Schlaufe nach vorn oben weiter über den Kopf.
  7. Greife mit der freien Hand (Lee-Hand) an eine der hinteren Schlaufen (bzw. an den hinteren Bereich des Booms).

Im folgenden Video sind die vorgestellten Trockenübungen und die entsprechenden Bewegungsabläufe noch einmal veranschaulicht.

Den Wind spüren

Halte den Wing in der Ausgangs- oder Normalstellung, und fühle dich in den Wind und deinen Wing hinein:

  • Ist der Wind stark oder schwach?
  • Ist der Wind gleichmäßig oder böig?
  • Wie verändern sich Richtung und Intensität des Drucks im Wing, wenn du die Stellung deiner Arme oder Füße leicht veränderst?
  • Wie verändern sich Richtung und Intensität des Drucks im Wing, wenn du die Position deiner Hände (eine Schlaufe weiter nach vorn oder hinten), den Winkel deiner Armbeugung oder die Drehung deiner Hüfte leicht veränderst?

Gas geben und lenken: Anstellwinkel und Neigung verändern 

Die Ausgangs- oder Normalstellung sollte sich ziemlich schnell normal für dich anfühlen. Ausgehend von dieser Position solltest du wie beschrieben verschiede- ne kleinere Bewegungen und veränderte Handpositionen ausprobieren. Spiele mit dem Wing im Wind!

Verändere nun gezielt den Anstellwinkel, indem du den hinteren Arm zu dir her- anziehst und wieder öffnest. Du merkst dabei, wie der Winddruck zu- und abnimmt. Drehe dich ein wenig im Wind. Auch dies hat unmittelbaren Einfluss auf die Intensität und die Richtung des Winddrucks.

Verändere auch die Neigung des Wings bzw. der Strut, indem du den hinteren Arm weiter nach vorn und unten bzw. nach hinten und oben bewegst. Beobachte auch hierbei die Veränderung von Intensität und Richtung des Winddrucks.

Der Wing ist recht groß und verfügt über eine ziemlich üppige Spannweite. Es ist gut, ein Gefühl für die Breite und die Entfernung der Wingseiten zum Wasser zu entwickeln. Bewege den Wing daher ruhig einmal bewusst Richtung Boden – die Strut waagerecht vor dir haltend.

Dies sind wichtige Vorübungen für das spätere Steuern und Lenken über den Wing. Die einzelnen Wing-Stellungen und deren Einfluss auf Richtung und Geschwindigkeit haben wir auf der Seite „Steuern und Lenken“ ausführlicher beschrieben.

Laufen und Springen

Hast du die Möglichkeit, am Sandstrand zu üben, laufe gerne ein wenig mit dem Wing in der Hand und beobachte, wie es sich anfühlt. Bei etwas mehr Wind bringt das Springen von Sanddünen sehr viel Spaß. Du bekommst dabei ein gutes Gefühl für die Kraft des Windes und des Wings. Es ist auch eine gute Vorübung für eventuelle spätere Sprünge auf dem Wasser.

Tragen des Wings mit einer Hand

Übe schließlich noch das Tragen des Wings mit einer Hand. Dies ist wichtig, da du in vielen Situationen nur eine Hand frei haben wirst. Nicht zuletzt beim Transport von Board mit Foil und Wing zum Wasser oder aus dem Wasser heraus wirst du den Wing mit einer Hand tragen müssen.

Die zwei grundlegenden Prinzipien dabei lauten:

  1. Den Wing immer in der Lee-Hand tragen; alles andere, vor allem das Board mit dem Foil, gehört in die Luv-Hand.
  2. Den Wing immer an der Neutral Handle oder der vordersten Schlaufe anfassen und auswehen lassen.

Soweit zu unseren Trockenübungen, Teil 1: Erste Schritte und grundlegende TechnikenTeil 1. Teil 2 wird in Kürze erscheinen.

Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg beim Üben!

Nach oben scrollen