North Midi Testbericht Titel

Testbericht: North Midi Foilboard 2025 (6’0”, 82 L)

Wing-Foil-Board der Mid-Length-Klasse im Praxistest – Mit dem North Midi 2025 bringt North – wie viele Hersteller – ein neues Foilboard-Konzept auf den Markt: Ein längeres, schlankeres Wingboard, das frühes Abheben und vielseitigen Einsatz ermöglichen soll. Wir haben das North Midi Foilboard 6’0’’ (82 Liter) ausgiebig getestet, um herauszufinden, wie es sich an Land und auf dem Wasser schlägt. Dabei lag unser Fokus auf Fahrverhalten, Materialqualität, Einsatzbereichen (Freeride, Wave, Downwind) und der anvisierten Zielgruppe. Vorweg: Das Midi richtet sich klar an fortgeschrittene Fahrer – ob es hält, was North verspricht, klärt unser Testbericht.


An Land

Schon beim Auspacken fällt das Mid-Length-Design ins Auge. Das Board ist mit 6’0’’ (ca. 183 cm) deutlich länger als typische Wingboards gleicher Volumenklasse, dafür aber nur etwa 20’’ (51 cm) breit – eine schmale, surfbrettähnliche Silhouette . Der Shape wirkt elegant gestreckt: Im Vergleich zu vielen kompakten Freeride-Boards sieht das Midi wie ein Mini-Surfboard aus, was auf ein surfiges Fahrgefühl hindeutet. Die Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck. North setzt auf einen leichten, aber robusten Full-Carbon/PVC-Sandwichbau mit verstärktem Foil-Mount. Das Board fühlt sich zwar nicht ultraleicht an, dafür wirkt es aber sehr solide gebaut. Das Gewicht liegt minimal über dem Durchschnitt vergleichbarer Boards.

In der Größe 6’0’’ bietet das Midi 82 Liter Volumen. North deckt mit der Midi-Serie ein breites Spektrum ab – von 5’0’’ (44 L) bis 6’4’’ (96 L) sind insgesamt sechs Größen erhältlich, sodass für verschiedenste Fahrergewichte und Einsatzzwecke etwas dabei ist. Die kleineren Varianten (z.B. 5’0”/44 L, 5’2”/52 L) richten sich eher an sehr fortgeschrittene Wingfoiler oder können als Crossover für Prone-Foiler dienen. Die größeren Modelle (bis 96 L) sprechen auch schwerere oder weniger geübte Rider an, die von der effizienteren Form profitieren möchten, ohne ganz auf Volumen zu verzichten. Unser getestetes 6’0’’/82 L Modell liegt im oberen Mittelfeld der Range – ideal für Fahrer, die bereits sicher auf dem Foil stehen und nun ein leistungsfähiges Board suchen, das genügend Volumen für Leichtwind mitbringt, aber trotzdem spritzig und agil bleibt.


Ausstattung & Details

Das Deck

Das North Midi kommt mit durchdachter Ausstattung. Trotz des Midlength-Fokus hat North auf nichts Essentielles verzichtet: Auf Deck sind zahlreiche Insert-Optionen für Fußschlaufen vorhanden – sowohl zentrisch als auch versetzt und ebenso in V-Position vorne. Wer mit Schlaufen fahren möchte, findet also die gewohnte Flexibilität (Schlaufen sind optional erhältlich). Das großzügige EVA-Deckpad bedeckt nahezu das gesamte Oberdeck. An den Rändern des Pads spürt man erhabene Kanten/Leisten, die als taktile Orientierungspunkte dienen. Diese sogenannten “Deckpad Leverage Rails geben den Knien Halt beim Anpumpen und helfen den Füßen, die Position zu finden – kleine, aber clevere Details, die beim Fahren und bei Manövern tatsächlich einen Unterschied machen. In der Mitte zieht sich ein sanfter Mittelwulst (Arch-Bar) längs über das Deck, was ebenfalls der Fußorientierung und Kontrolle zugutekommt. Zudem hat das Board ein automatisches Druckausgleichs-Ventil bereits installiert, sodass man sich um Temperatur-bedingten Druckabbau keine Gedanken machen muss.

Das Unterwasserschiff

Die Unterseite offenbart ein modernes Tri-Plane Unterwasserschiff. Konkret bedeutet das: Das Board hat ausgeprägte seitliche Chines (stark abgeschrägte Kanten) und einen flachen Mittelteil. Richtung Heck läuft das Unterwasserschiff schmal zu. Besonders im Bereich der Foilbox sind die Kanten sehr steil ausgeführt, sodass die effektive Benetzungsfläche im Wasser beim Angleiten minimal ist. Die Idee dahinter: Weniger Widerstand, schnelleres Abheben und gutmütiges Verhalten bei Touchdowns. Tatsächlich verspricht North durch die Tri-Plane-Hull einen raschen Release beim Losfahren und ein sanftes Abfangen, falls das Board mal das Wasser berührt. Betrachtet man das Midi von der Seite, sieht man einen moderaten Rocker-Verlauf. Die Nose ist relativ schmal und leicht aufgebogen, mit einer dezenten Einbuchtung („Hole“) darunter – ein Design, das von Downwind-Foilboards inspiriert wurde und dafür sorgt, dass die Spitze sauber aus dem Wasser gleitet und Chop glatt durchschneidet. Das Heck dagegen ist eher flach gehalten mit nur wenig Tail-Rocker, um beim Pumpen maximalen Vortrieb zu bieten. Diese Mischung aus gleitfreudigem flachen Unterwasserschiff und leicht angehobener Nose soll frühes Foilen erleichtern.

Praktisch und beinahe unverzichtbar bei einem Board dieser Dimension ist der versenkte Tragegriff auf der Unterseite. Trotz (oder gerade wegen) der schlanken Breite ist das Midi ziemlich dick (in unserem Fall ~13,7 cm an der dicksten Stelle), was es schwierig macht, es mit einer Hand unter dem Arm zu klemmen. Der integrierte Griff ist daher ein wichtiges Detail. Er liegt gut in der Hand und hilft enorm, das Board auch bei Windböen sicher zum Wasser zu tragen. Insgesamt hinterlässt das Midi 6’0’’ an Land einen sehr durchdachten Eindruck: Hochwertige Materialien, sauber verarbeitet, mit Fokus auf Performance-Details. Nicht zuletzt ist es „foildrive ready“, was bedeutet, dass das Funksignal durch das Board hindurch geht. Wir selbst haben schon erleben dürfen, dass das Signal für das E-Foil bei Vollcarbon-Boards abbricht.

Zielgruppe

Ansonsten wird bereits beim Ausprobieren an Land klar, dass Stabilität im Stand nicht sein Hauptaugenmerk ist – auf dem schmalen Board zu balancieren erfordert etwas Eingewöhnung. North selbst empfiehlt das Midi folgerichtig für intermediate bis experte Fahrer. Diese Einschätzung können wir bestätigen: Es ist definitiv nicht für unerfahrene Einsteiger geeignet. Wer zum ersten Mal ein Wingboard in die Hand nimmt, wird mit der kippeligen Basis des Midi überfordert sein. Fortgeschrittene Foiler hingegen dürften neugierig auf das sein, was diese Mid-Length-Maschine auf dem Wasser zu bieten hat!


Auf dem Wasser

Wie schlägt sich das North Midi 6’0’’ nun im Praxiseinsatz? Zunächst die wohl spannendste Frage: Wie schnell kommt man damit ins Foilen? Dank des langen, schlanken Shapes lautet die Antwort: Sehr schnell. Sobald man ein paar Paddel- oder Wing-Schläge gemacht hat und Fahrt aufnimmt, spürt man die geringe Wasserreibung – das Board beschleunigt zügig. Im Vergleich zu breiteren Boards gleicher Größe braucht das Midi tatsächlich weniger Kraft, um auf Tempo zu kommen. Bereits bei überraschend wenig Wind gleitet es an. Bei ca. 12 Knoten und einem 5.5 m2 Wing war das Abheben ein Kinderspiel – zumindest in Verbindung mit etwas aktiverer Fahrtechnik – ein paar kräftige Pumpbewegungen mit Wing und Foil, und das Midi schießt förmlich aufs Foil. Zugleich blieb das Board auch bei viel Wind mit Böen bis zu 30 Knoten noch gut kontrollierbar und das Board bot für unser Gefühl nicht zu viel Wind-Angriffsfläche.

Dennoch: Ein Leichtwind-Wunder im passiven Sinn ist das Midi nicht. Wer hofft, darauf ohne Pumpen einfach herumzustehen bis es foilt, wird enttäuscht. Die schmale Standfläche verlangt auch bei wenig Wind Balance und saubere Technik. Im Vergleich zu einigen breiteren Lightwind-Boards fühlt sich das Midi vor dem Abheben doch deutlich nervöser an. Übrigens ein Grund, weshalb wir uns wie im Bild zu sehen vorn eine Fußschlaufe angebaut haben. Damit ließ sich das Board deutlich leichter kontrollieren und belohnte prompt mit einem frühen Take-Off. Für absolute Low-Wind-Einsteiger sind breitere Shapes zu empfehlen. Fortgeschrittene Fahrer können mit dem Midi ihre Leichtwind-Reichweite tatsächlich erweitern, da es effizient gleitet und dadurch mit kleinerer Wing-Größe oder einem kleineren Foil auskommt, wo man sonst mehr Fläche bräuchte. Die Devise lautet: Aktiv fahren. Wer das tut, wird feststellen, dass das Board kaum Widerstand leistet und blitzschnell auf dem Foil ist.

Einmal in der Luft, zeigt das North Midi sein ganzes Potenzial. Das Fahrgefühl ist überraschend agil und “loose” für ein 6-Fuß-Board. Tatsächlich wirkt es deutlich kleiner, als die Maße vermuten lassen. Das Board reagiert prompt auf Gewichtsverlagerungen, kippt schnell auf die Seite und lässt sich enger in Kurven legen als ein breiteres Board gleicher Länge. In der Welle ist das Midi daher ganz in seinem Element. Die längere Nose und der surf-inspirierte Shape ermöglichen geschmeidige Gleitleistungen entlang der Wellen. Man kann das Board richtig auf der Kante fahren – dank der steilen Chines bleibt dabei nichts hängen: Selbst in harten Turns graben sich die Rails nicht ein, sondern das Midi bleibt frei und carvt souverän durch. Das gibt viel Vertrauen, wenn man in der Welle cutbacks oder Turns fährt. Die surfige Charakteristik macht richtig Spaß – man vergisst schnell, dass man auf einem 6’0’’-Board steht.

Auch beim Halsen und (leichtem) Springen profitiert man von der gefühlten Kompaktheit. Das Board folgt willig den Fußbefehlen, die Schwungmasse fühlt sich gering an. Touchdowns passieren wegen der guten Stabilität auf dem Foil selten. Falls doch, reagiert das Midi sehr verzeihend. Statt heftig zu verkanten, skippt es meist direkt wieder hoch und man kann die Fahrt fortsetzen.

Bei der Top-End-Performance zeigt das Midi ebenfalls Stärken. Durch den schmalen Shape hat der Wind wenig Angriffsfläche auf das Board, was bei starkem Wind für Kontrolle sorgt. In unseren Tests bei böigem Wind bis 30 kn fühlte es sich nie an, als würde das Board “abheben” oder unkontrolliert werden – man bleibt Herr der Lage. Das hilft beim Upwind-Fahren (Kreuzen): Das Board liefert kaum seitlichen Widerstand im Wasser, sodass man Höhe gut laufen kann. Insgesamt vermittelt das Midi auf dem Foil ein direktes, sportliches Fahrgefühl. Es ist weniger eigenstabil als breitbauchige Boards – aber genau das werden fortgeschrittene Wingfoiler zu schätzen wissen, denn es bedeutet mehr Feedback und Bewegungsfreiheit unter den Füßen.


Einsatzbereich

North positioniert das Midi als “Crossover-Board” – und tatsächlich haben wir es sehr vielseitig erlebt. Im Freeride macht es durch seine gleitfreudige Art auch bei böigem Wind Spaß: Man kommt früh raus und kann lange Fahrten genießen, ohne dass das Board träge wirkt. In der Welle sehen wir viel Potenzial, auch wenn wir das nur hinter dem Boat antesten konnten: Das Board fährt sich sehr surf-orientiert, man kann enge Turns wagen, ohne vom Board gebremst zu werden. Auch Downwind-Runs dürften ein interessantes Feld für das Midi sein. Rein fürs SUP-Foil-Downwinding (also ohne Wing, nur gepaddelt) ist unser 82 L Testboard auf jeden Fall zu klein – hier wären wohl die größeren Modelle oder spezialisierte Downwind-Boards wie Norths Horizon passender. Dafür dürfte das Midi im Wing-Downwinder (mit Wing in der Hand vor dem Wind abreiten) seine Vorteile ausspielen: Das Board lässt sich gut steuern und zwischenpumpen, um einzelne Wellen zu verbinden. Die lange Wasserlinie und der nose-up Shape verhindern ein Einspitzen bei Wellentalfahrten. Zudem ist das Midi laut North kompatibel mit Foil-Drive E-Motoren (dank spezieller 2.4 GHz Signal-Durchleitung im Carbonlaminat). Wir konnten mangels Zeit zwar keinen E-Test durchführen, aber dieser Hinweis zeigt: Das Board soll tatsächlich alles können – vom Wingfoilen über Prone-Surfen bis zum motorunterstützten Downwind-Foiling. In kleineren Größen kann es ein reinrassiges Prone-Foilboard sein, in größeren ein Lightwind-Wingboard. Diese Vielseitigkeit ist ein großes Plus des Midi-Konzepts. In unseren Augen trifft Norths Slogan vom „All-in-One“-Board durchaus zu.


Fazit

Unterm Strich hat uns das North Midi 2025 in der 6’0’’/82 L Variante sehr überzeugt. Das Midi verbindet frühes Angleiten, hohe Gleiteffizienz und wendiges Fahrverhalten in einem Board. Besonders fortgeschrittene Fahrer werden daran Gefallen finden, denn es eröffnet neue Möglichkeiten: Mit einem einzigen Board kann man entspannt Freeriden, in kleinen Wellen rippen und auch mal einen Downwinder oder Foil-Drive-Ausflug angehen. Die Materialqualität ist hervorragend; das Board steckt auch harte Gangarten weg, ohne zickig zu sein. Klar, ein paar Kompromisse gibt es: Im Stand und bei Leichtwindstarts fordert das schmale, dicke Board aktives Mitwirken – für Anfänger ist es definitiv nicht die erste Wahl. Wer aber bereits sicher foilt und nun den nächsten Schritt gehen will, findet im Midi einen charakterstarken Begleiter. Zielgruppe sind daher ambitionierte Wingfoiler (Intermediate bis Experten), die ein vielseitiges Board mit Performance-DNA suchen. Für sie liefert das North Midi genau das: ein spritziges, leichtfüßiges Fahrgefühl mit dem gewissen Surf-Touch. Und das alles, ohne auch die praktische Seite zu vergessen – vom Tragegriff bis zur Strap-Kompatibilität ist alles an Bord.

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