Wingfoilen auf Sardinien Frühjahr 2023

Travelreport

Wo soll es im Frühjahr hingehen? Die Antwort darauf wurde sehr lange vor sich hingeschoben. Nachdem der Winter bei uns im Norden gefühlt nie enden wollte, fiel die Entscheidung letztendlich auf Sardinien. Der letzte Besuch war schon Jahre her und es ging das erste Mal mit Wingfoil Material nach Sardinien.

Auf der Fähre durften wir dann feststellen, dass wir uns das Geld für die Kabine mit defekter Lüftungsanlage auch hätten sparen können, um stattdessen im Gang in einem Zelt zu übernachten. Vom Bordpersonal wurde die ganze Aktion eines Mitreisenden nur mit herzlichem Lachen und entsprechenden Handyfotos quittiert. Geniale Idee!!!

Da erstmal kein Wind vorhergesagt war, entschlossen wir uns, die ersten Tage an der Costa Smeralda im Nordosten von Sardinien auf einem Campingplatz zu verbringen. Die Kombi aus bunten Frühlingsblumen und Türkise Wasser ist wirklich atemberaubend und entschädigte bei weitem für den fehlenden Wind.

Zu starker Wind

Nach zwei Nächten an der Smaragdküste ging es weiter in Richtung Norden. Die Vorhersage ließ den ersten Mistral-Tag erkennen. Der NW-Wind wird zwischen Korsika und Sardinien immer noch einmal verstärkt und erreicht dort schnell 7 Beaufort und mehr. Oft weht der Wind an der westlichen Nordküste nicht so stark.

Um auch der jungen Anfängerin unserer Reisegruppe eine Chance zu geben, zum Wingfoilen aufs Wasser zu kommen, fuhren wir an einen der bekanntesten Spots von Sardinien, Porto Pollo, vorbei und steuerten Vignola Mare an. Der Spot ist von einer Landzunge vor Wellen geschützt. Die Bedinungen werden hier selten wirklich heftig und es liegt ein Campingplatz direkt am Spot. Leider ist der Plan mit der „Flucht“ vor dem Wind nicht richtig aufgegangen, denn der 3,4er Wing wurde der Anfängerin förmlich aus der Hand gerissen und so war für sie die Session ziemlich schnell wieder vorbei. Auch als erfahrener Winger kam man mit dem 3,4er an seine Grenzen, dafür waren die Sprünge umso höher.

Am nächsten Tag war der Sturm schon wieder eingeschlafen. Es reichte aber noch für eine nette Runde mit dem 5er Wing bei Sonnenschein und türkisblauem Wasser. Der Strand bei Vignola fällt im Wasser sofort stark ab, so dass es man schon in zwei Meter Entfernung zum Ufer mit seinem Wingfoil Material starten kann.

Northshore

Für die nächsten Tage war auf sämtlichen Vorhersage Apps für die gesamte Nordwestküste Sardiniens starker Mistral mit entsprechenden Wellenhöhen angesagt. Da bei so einer Vorhersage ans Wingfoilen gar nicht zu denken war, ging es noch ein Stück weiter westlich nach La Ciaccia zum Windsurfen. An diesem Spot brechen die Wellen über eine Riffplatte und auch mit Finnen führt der Weg nach draußen nur durch einen schmalen Channel. Es folgten drei Tage Windsurfen mit Wind von links und bis zu 3,5 m Welle. An Wingfoilen sollte man hier bei Mistral keinen Gedanken verschwenden. Die Untiefen und die steilen Wellen machen es einem unmöglich aufs Board zukommen.

Eigentlich hätten sich unsere Körper nach der ganzen Wasserzeit auch gerne mal eine kurze Pause gegönnt. Aber nachdem der Wind vorüber war, liefen immer noch Wellen übers Mittelmeer in Richtung Sardinien, so dass nun die nächsten Finnenboards in Form eines Wellenreiters zum Einsatz kamen. Dafür ging es am Northshore von Sardinien wieder ein Stück zurück. Der Swell hielt tatsächlich noch mal drei Tage an und wurde bis zur letzten Welle voll ausgekostet.

Cruisen

Dann war Schluss mit Wind und Welle und es ging wieder zurück zur Costa Smeralda. Die letzten zwei Tage auf der Insel verbrachten wir mit Schnorcheln und Mountainbike fahren. Auf dem Weg zur Nachtfähre machten wir noch mal Halt am „Smeralda Beach“. Die Südost-Thermik reichte hier für circa eine Stunde fürs Cruisen mit dem 5,4er durchs hellblaue, klare Wasser. Was für ein Ausklang!

Auch wenn wir dieses Mal „nur“ im Norden von Sardinien geblieben sind und uns die Fahrerei in den Süden gespart haben, waren wir von den 12 Tagen auf der Insel 9 Tage auf dem Wasser. Wingfoilen ist zwar etwas kurz gekommen, aber die Bilanz kann sich trotzdem sehen lassen. Wir werden mit Sicherheit wiederkommen und diesmal nicht so lange zögern.

Infos

Einer der Hauptwinde im Norden von Sardinien ist der Mistral aus NW bis W. Er wird in der Meersenge zwischen Korsika und Sardinien noch einmal verstärkt und erreicht dann schnell Sturmstärke. Auch ist Wind aus NO nicht selten. Oft wehen die Winde nicht immer im ganzen Norden, sondern nur an bestimmten Küstenabschnitten. Der regelmäßige Blick auf die gängigen Vorhersage-Apps verbunden mit etwas Fahrerei kann sich also durchaus lohnen.

Der Mistral bringt an der Nordwest-Küste meist schon nach kurzer Zeit ordentlich Wellen mit, die dann auch schnell zwei Meter und mehr erreichen können.

Im Frühjahr befindet sich Sardinien noch in einer Art Winterschlaf und es haben noch nicht viele Campingplätze auf. Das Freistehen wird zwar mancherorts geduldet, aber nur, wenn man kein campingähnliches Verhalten zeigt, seinen Müll wieder mitnimmt und die Landschaft nicht mit Klopapier bestückt. Bitte haltet euch daran, damit es auch noch lange so bleibt.

Es führen verschiedene Fährlinien auf die Insel (z.B Moby, Corsica Ferries, Grimaldi Lines). Startpunkte vom Festland aus sind Genua oder Livorno. Ankunft ist in Olbio und Umgebung an der Ostküste oder in Porto Torres ganz im Nordwesten. Die Fähren fahren sowohl tagsüber als auch über Nacht.

Auch im Frühjahr kann es schon sommerlich warm werden. Als Anzug sollte man einen 5/4er oder 4/3er (für die Hartgesottenen) einpacken und Schuhe nicht vergessen. Vor allem an felsigen Einstiegen verstecken sich gerne auch mal ein paar Seeigel.

Als alternative Aktivitäten bei Flaute bieten sich Schnorcheln, Mountainbiken und Wandern an. Aber auch an kulturellen Sehenswürdigkeiten hat Sardinien einiges zu bieten.

Spots zum Wingfoilen im Norden von Sardinien

Sardinien bietet an vielen Spots fürs Wingfoilen ideale Bedingungen, da das Wasser meist sehr schnell brusttief ist und man so in unmittelbarer Nähe zum Ufer aufs Wingfoil Board steigen kann.

Porto Pollo

Wohl einer der bekanntesten Spots zum Wingfoilen von Sardinien ist Porto Pollo. Wenn hier kein Wind ist, kommt man wahrscheinlich nirgendwo im Norden der Insel aufs Wasser. Porto Pollo hat alles an Surf-Infrastruktur, was man sich nur vorstellen kann. Vom Parkplatz (leider gebührenpflichtig), über Surfstationen, Cafés bis zum Hotel oder Campingplatz ist alles da. Der Spot selber liegt in einer geschützten Bucht und ist noch mal durch eine flachen Deich geteilt, so dass man so gut wie bei jeder Windrichtung spiegelglattes Wasser hat.

Der Mistral wird hier, wie schon beschrieben, noch einmal verstärkt. Das Gleiche gilt auch für Wind aus NO. Es gibt aber auch genug Tage, an denen der Mistral nicht mit Sturmstärke weht und man mit dem Wingfoil Material entspannt aufs Wasser kommt. Auch ein idealer Spot für Anfänger.

Wer es lieber etwas ruhiger mag, findet etwas weiter westlich mit Porto Liscia eine Alternative mit ähnlichen Bedingungen, allerdings auch einer beschwerlichen Anfahrt für Geduldige.

Vignola Mare

Vignola Mare liegt am „wilden Northshore“ von Sardinien, bekommt aber nicht die heftigen Wellen ab, wie die anderen Spots. Hier bleiben die Bedingungen meistens moderat, da der Spot von einer Landzunge vor den Wellen des Mistrals geschützt ist. Auch hier befindet sich eine entsprechende Infrastruktur mit Parkplatz (gebührenfrei), Surfstation, Campingplätzen und Cafés. Nur sind diese hier nicht ganzjährig geöffnet. Dadurch ist es im Frühjahr noch angenehm ruhig auf dem Wasser und man hat mehr als ausreichend Platz.

Wenn der Wind in Porto Pollo mal wieder Sturmstärke und mehr erreicht, hat man hier oft noch die Chance, im Norden von Sardinien zum Wingfoilen noch aufs Wasser zu kommen.

Costa Smeralda

Die Costa Smeralda erstreckt sich von Palau bis zum Süden Olbias. Hier gibt es unzählige Buchten mit türkisblauem Wasser. Meist ist die Küste felsig. Es gibt aber auch einige Sandstrände (z.B. den o.g. Smeralda Beach). Vor allem in der Vor- und Nachsaison ist der ungehinderte Zugang zum Wasser meist überall möglich.

Mit etwas Abenteurergeist und einem Blick auf die Karte lassen sich unzählige Spots entdecken, an denen man nahezu alleine vor traumhafter Kulisse übers Wasser cruisen kann. Bitte achtet aber natürlich immer auch auf eventuelle Gefahren für euch und andere, wie ablandigen Wind, Badegäste, Angler, Felsen usw.

Nach oben scrollen