Wingfoilen am Comer See in Domaso

Nils Westphal war diesen Sommer zum Wingfoilen am Comer See unterwegs. Hier ist sein Spotguide:

Domaso am Comer See – wirklich ein „Wind Paradise“?

Der Spotbericht bezieht sich auf Erfahrungen aus einem 14-tägigen Sommerurlaub im August 2025. Die Wetterlage war eine typische Hochdruckwetterlage in diesem Zeitraum. Wie bei anderen Seen auch, sind es vor allem thermische Winde, die den Wassersport ermöglich. Diese wehen bei entsprechender Wetterlage mit täglicher Konstanz, sind aber sehr böig. Überdies gibt es natürlich weitere Winde und besondere Wetterlagen, auf die ich hier nicht weiter eingehe.

In der Vorabrecherche zum Spot Domaso finden sich viele Berichte über Segeln, Windsurfen, Kiten und Wingfoilen am Comer See. Lokale Internetseiten werben mit dem Slogan „Mekka aller Comerseewassersportler“ und auch die Stadt selbst empfängt einen am Ortsschild mit dem Untertitel „Wind Paradise“.

Dennoch war ich im vorweg sehr skeptisch. Den Gardasee mit seinen konstanten Winden Ora und Vento kannte ich bereits. Doch funktioniert diese Thermik genauso gut auch am Comer See? Die Berichte in Foren und auf Internetseiten sind deutlich spärlicher als beim Gardasee. 

Winde am Comer See

Die beiden wichtigsten thermischen Winde am Comersee heißen Tivano (nördlicher Fallwind, meist morgens) und Breva (südlicher Wind, meist ab mittags). Näheres dazu auf Northlakecomo.de (https://www.northlakecomo.net/de/288-reiseziel-klima-und-winde).

Windvorhersage

Es gibt mehrere Wege für eine Windvorhersage vor Ort. 

  1. Windfinder und Co.: nicht brauchbar und zuverlässig, da die Winde zu lokal Wehen.
  2. Brevaguru (https://brevaguru.com/de/comolake_winds_forecasts/forecast/domaso): aktualisiert sich häufig, ist eine gute Annäherung. In der Praxis aber dennoch nicht genau.
  3. Wingfoil Cremia (https://www.wingfoilcremia.it/en/weather-forecast): Cremia liegt weiter südlich am Comer See. Die Homepage bietet eine gute Übersicht über verschiedene Vorhersagemodelle (u.a. Föhndiagramm). Ich persönlich habe diese Infos nicht nutzen können. Die Windangaben der Wetterstation Cremia sollten einen nicht irreführen. Hier werden meist weniger Knoten angegeben, als wirklich wehen.Man erkennt aber, wenn die Breva loslegt.
  4. Webcam Cremia (https://vedetta.org/de/Webcam/Italien/Lombardei/als/cremig/): Wenn man auf der Webcam von Cremia erkennen kann, dass die Breva schon „angesprungen“ ist (meist um die Mittagszeit), kann man davon ausgehen, dass auch kurze Zeit später die Breva in Domaso weht.
  5. Einfach an den See gehen, aufbaue und losfoilen: Diese sehr entspannte Taktik klappte für mich im besagten Zeitraum am Besten. 
Aufbau auf dem Rasen am Strand

Aufbau und Einstieg

Domaso erstreckt sich halbrund in den Comer See. Der Einstieg in den See ist nach einer Uferpromenade (Fuß- und Radweg) und einem Liegebereich mit Rasen dann etwas steinig (mal kleinere, mal etwas größere Steine). Badeschuhe kann man nutzen, die Steine sind aber recht rund und es geht auch gut ohne. Der Rasen ist ideal für den Aufbau des Materials. Hier findet man auch in der Hochsaison immer einen Platz für den Aufbau. Es gibt keine abgegrenzten Zonen für Surfer und Schwimmer. Hier herrscht respektvolles Miteinander von Wassersportlern und (Sonnen-)Badenden. Empfehlenswert ist der Aufbau zwischen „Beach Bar Italia“ und „Bar Paradiso“ (siehe Google Maps), denn hier weht die Breva fast Sideshore. Weiter nördlich geht es dann in eine leicht Landabdeckung und man muss ein paar Meter rauspaddeln.

Die Infrastruktur vor Ort ist hervorragend. Es gibt verschiedene Bars, und es grenzen zahlreiche Campingplätze direkt an die Uferpromenade. Dies erschwert allerdings mitunter den Seezugang, wenn man nicht auf einem Campingplatz übernachtet. Offiziell sind Durchgangsgäste auf den Campingplätzen nicht erwünscht. Vor allem „Camping Italia 90“ und „Camping Deserto“ achten sehr darauf. Der öffentliche Zugang ist nur im Norden oder Süden der Halbinsel von Domaso möglich. Mittig geht man am Besten beim „Camping Northwind“ oder „Camping Gardenia“ ans Wasser.

Mit Soul Surfer (https://www.windsurf-comersee.com) gibt es eine örtliche Surfschule, in der man auch Wingfoilmaterial leihen oder lagern kann.

Nach dem Aufbau geht es ins Wasser. Mit respektvollem Abstand zu spielenden Kinder und allerlei Schwimmtieren, SUPs und Surfkursen wird es nach fünf bis 10 Metern tief genug und mit etwas Glück erwischt schnell eine Böe, so dass man ins Fliegen kommt. Falls nicht dümpelt man in Richtung Windzone und wartet auf eine Böe, die einen aufs Foil bringt.

Wann und wo weht der Wind?

Der Tivano war morgens in meinem Zeitraum zu schwach zum Foilen. Die Breva begann bei typischer Hochdruckwetterlage (sonnig und heiß) meist um die Mittagszeit und endet gegen Abend. In meinen zwei Wochen war der Wind meist ab 14 Uhr „foilbar“ und wurde dann etwas stärker. 

Den entscheidenden Tipp bekam ich gleich am ersten Tag. Direkt am Strand von Domaso kräuselt sich das Wasser ein wenig und man denkt, es reicht nicht zum Foilen. Doch auf der anderen Seeseite vor der Halbinsel Piona weht es deutlich stärker und man entdeckt schnell kleine Schaumkronen auf dem Wasser. Schafft man es mit einer frühen Böe aufs Foil empfiehlt es sich die knapp 1,5 km auf die andere Seeseite zu foilen. Dort hat man dann stärkeren Wind. Gegen 17 Uhr verlagerte sich die Windzone an einigen Tagen dann auf die Domaso-Seite und man konnte entspannt vor dem eigene Strand foilen. 

In den 14 Tagen musste ich nicht einmal von der anderen Seeseite zurückdümpeln oder schwimmen. Ich habe mich aber auch immer an anderen Wingern orientiert und darauf geachtet, nicht der einzige vor Piona zu sein. 

Der Wind ist sehr böig. Es gab immer mal wieder Momente, in denen der Wind fast komplett „aus“ war und man dann wieder anpumpen oder selten sogar ein paar Minuten auf wieder stärkeren Wind warten musste. Dann kam eine starke Böe und es war kein Problem weiterzufoilen. Es empfiehlt sich bei schwachem, geradeso foilbarem Wind in Küstennähe zu bleiben. In der Mitte des Sees gibt es häufiger Windlöcher. Aber auch hier bringt ein eine Böe immer wieder aufs Foil.

Im Laufe des Nachmittags nehmen die Wellen zu und man kann sogar eine kleine „Brevawelle“ surfen. Diese wird überlagert von zahlreichen anderen Bootswellen aus allen möglichen Richtungen. Das Tragflächenboot macht eine tolle Welle zum Surfen, fährt aber nur selten am Tag.

Stärkere Breva durch „Düseneffekt“

Welches Setup?

Ein gleitstarkes Board hilft bei den häufigen Böen und Starts. Insgesamt sollte man lieber ein etwas größeres Setup einplanen. Manche Böen waren zwar sehr kräftig und ich hätte mir einen kleineren Wing gewünscht, doch wenig später war es dann auch schon wieder deutlich schwächer. Mit einem Midlength Board, 1300qm Frontwing und 5qm Wing bin ich sehr gut zu Recht gekommen und musste selten „dümpeln“.

Auf dem Weg zum Wind (oder zurück) und warten auf eine Bö

Fazit

Domaso wirbt zu Recht mit dem Titel „Wind Paradise“! Zumindest in meinem Zeitraum. Die Infrastruktur drumherum ist ideal für alle Arten von „Windwassersport“ und das Klima ermöglicht Boardshortsessions. In meinen zwei Wochen war tatsächlich jeden Tag „foilbarer“ Wind. Diese Ausbeute hat man nur sehr selten.

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